Sicherheit in Kreuzberg: Abendlicht für den Görlitzer Park

Das Bezirksamt will die Wege im Görlitzer Park befestigen und Lampen installieren. Strom dafür gibt es aber nur bis 22 Uhr. Die Zahl der Polizeieinsätze hat sich vervierfacht.

Im Dunkeln wird gemunkelt: Nachts meiden viele Anwohner den Görlitzer Park Bild: dpa

Der Görlitzer Park hat viele Gesichter. Wenn es ein paar Tage regnet, verwandelt er sich in eine Seenlandschaft. Um die meterbreiten, teils knöcheltiefen Pfützen auf den Wegen müssen die Kreuzberger dann Slalom laufen. An heißen Tagen dagegen gleicht der Park einer verdorrten Steppe. Gerade dann ist der Görli, wie er im Kiez genannt wird, tagsüber oft überfüllt. Die schwarzafrikanischen Dealer auf den Bänken gehören genauso zum Inventar wie grillende türkische Großfamilien oder Eltern mit teuren Kinderwagen. Nachts dagegen meiden die meisten Anwohner die Grünfläche aus Angst vor Überfällen oder Schlimmerem.

Der Bezirk will den Park nun begehbarer machen. "Es ist allen klar, dass der Görlitzer Park dringend mehr Zuwendung braucht", sagt Hans Panhoff, Baustadtrat der Grünen. Ein Teil der Wege werde deshalb befestigt: So sollen sowohl die Hauptstrecke vom Landwehrkanal bis zur Skalitzer Straße als auch die von Fußgängern und Radfahrern viel genutzten Querungen an der Falckenstein- und der Lübbener Straße asphaltiert und mit Pflastersteinen eingefasst werden. "Bislang weichen viele Leute neben die Wege aus. Es bilden sich große Trampelpfade", sagt Panhoff. Die asphaltierten Wege würden schmaler. "Was Wiese sein soll, wollen wir wieder zu Wiese machen."

Um das Sicherheitsgefühl der Besucher nachts zu erhöhen, plant der Bezirk an der Querung Falckensteinstraße zudem Lampen. Dabei handele es sich um Orientierungsleuchten, sagt Panhoff. "Der Park ist auch ein Rückzugsraum für Tiere. Es kann nicht das Ziel sein, ihn auszuleuchten", erklärt der Stadtrat.

Der Haken: Die Lampen sollen wegen der Stromkosten um 22 Uhr abgeschaltet werden. Es sei ihm klar, dass das gerade im Sommer keinen großen Fortschritt bringe, weil es da eh lange hell bleibe, sagt Panhoff. Man denke darüber nach, den Weg nicht bis zu einer festen Uhrzeit, sondern für eine bestimmte Stundenzahl zu beleuchten. "Wir bemühen uns um eine befriedigende Lösung", so der Stadtrat.

1,5 Millionen Euro stellt der Bezirk für die Maßnahmen insgesamt zur Verfügung. Der Senat gibt weitere 100.000 Euro. Mitte März sollen die Bauarbeiten an der Querung Falckensteinstraße beginnen. Die anderen Arbeiten folgen 2012, so der Plan.

Nicht nur der Bezirk, auch die Polizei kümmert sich intensiver um den Görlitzer Park: Die Zahl der Einsätze hat sich der Behörde zufolge in den letzten Jahren vervierfacht. 2008 gab es noch 85 Polizeieinsätze, 2010 waren es bereits 332. Zwei Todesfälle sorgten zuletzt für Schlagzeilen: Ein Drogendealer wurde im September ermordet. Im Januar erstach ein Asylbewerber einen Bekannten im Gebüsch.

Trotzdem sei der Park nicht gefährlicher geworden, sagt eine Sprecherin der Polizei. Im Gegenteil: "Die Polizei geht verstärkt gegen den Drogenhandel vor", erklärt sie den Anstieg der Einsätze. Folglich habe sich auch die Zahl der Strafanzeigen - vor allem wegen Drogenhandels - im gleichen Zeitraum mehr als vervierfacht. Ihr Fazit: "Durch die erhöhten Einsätze konnte eine deutliche Verbesserung der Sicherheitslage erreicht werden."

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