Siemens und Fridays for Future: Ein Jobangebot im Aufsichtsrat

Ein Auftrag in Australien wackelt. Konzernchef Kaeser bietet der Fridays-Sprecherin einen Aufsichtsratsposten an.

Eine Frau protestiert mit einem Schild und zugeklebten Mund gegen Siemens

Luisa Neubauer nach dem Treffen mit Siemens-Chef Kaeser Foto: rtr

BERLIN taz | Es ist eine frustrierende Nachricht für die Klimabewegung. Nach einem Treffen zwischen der Fridays-for-Future-Sprecherin Luisa Neubauer und Siemens-Chef Joe Kaeser trat der Konzernboss am Freitagnachmittag allein vor die Presse. Er gab aber nur bekannt, er werde den umstrittenen Deal mit dem indischen Großinvestor Adani bis zum kommenden Montag erneut prüfen.

Das hatte Kaeser bereits im Dezember verkündet, nachdem Siemens’ Beteiligung an dem umweltschädlichen Kohleminenprojekt Carmichael in Australien bekannt geworden war. Das Treffen mit Neubauer hatte bei vielen die Erwartung geweckt, Siemens werde den Deal öffentlichkeitswirksam platzen lassen. „Wir werden prüfen, wie wir mit der konfliktären Interessenlage zwischen Stakeholdern und der Verantwortung für Nachhaltigkeit umgehen“, sagte Kaeser stattdessen.

Es sei keine leichte Entscheidung für Siemens, weil es um die Zuverlässigkeit des Konzerns gehe. Das Treffen mit Neubauer und dem Fridays-Sprecher Nick Heuer im Siemenswerk in Berlin bezeichnete er als „gutes Gespräch über Themen, die die Jugend bewegen.“

Kae­ser bedauerte, dass Neubauer nicht mit ihm vor die Presse getreten war. Er habe der Fridays-Sprecherin einen Posten im Aufsichtsrat der neuen Siemens Energy AG angeboten.

Ausichtsrat für Siemens Energy

Der aus Siemens ausgegliederte Energietechnik-Konzern soll im September 2020 an die Börse gebracht werden. Die Sparte hat derzeit 80.000 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von 27 Milliarden Euro. Anfang 2020 soll klar sein, wo in Deutschland der offizielle Firmensitz von Siemens Energy ist. Als Favoriten gelten München und Berlin.

Kaeser erklärte seinen Vorschlag so: Er „möchte, dass die Jugend aktiv sich beteiligen kann“. Außerdem unterstütze er Fridays for Future. Neubauer habe „überrascht“ reagiert und um Bedenkzeit gebeten.

Neubauer und Heuer traten im Anschluss allein vor die Presse. „Solange Siemens keine klare Entscheidung trifft, wollen wir nicht zusammen auftreten“, sagte Neubauer. Das Gespräch sei zwar ein guter Schritt gewesen, aber jetzt müsse Siemens handeln. „Dass Siemens überlegt, hilft dem Klima original gar nicht“, sagte sie. Das Jobangebot im Aufsichtsrat der Siemens-Abspaltung wollte Neubauer nicht kommentieren.

Kleiner Deal

Für den DAX-Konzern Siemens geht es bei dem Auftrag um einen verhältnismäßig kleinen Deal in Höhe von knapp 20 Millionen Euro. Im Dezember hatte das Unternehmen zugesichert, Signaltechnik für einen Teil der Zugstrecke zu liefern, auf der die Kohle aus der Mine an den 200 Kilometer entfernten Exporthafen transportiert werden soll.

Wäre Siemens ausgestiegen, hätte das Schwierigkeiten für Adani bedeutet. Über 60 Unternehmen hatten sich bereits von dem Projekt distanziert. Auch neben Siemens marktführende Unternehmen in Signaltechnik wie Als­tom and Hitachi Rail hatten die Zusammenarbeit mit Adani abgelehnt. Klima­schützer*innen warnen seit Jahren vor dem Projekt, das den Kohleexport des Landes um 20 Prozent steigern würde.

Am Freitag demonstrierten in mehr als 30 Städten Fridays-Ortsgruppen vor Siemenswerken. Australische Aktivisten drohen, Opfer der Brände zur Hauptversammlung von Siemens nach München zu fliegen. „Kaesers Zaghaftigkeit ist enttäuschend“, sagte Regine Richter von Urgewald. Die Mine in Australien werde 5-mal so viel CO2 verursachen wie Deutschland. Kaeser könnte Siemens „letztendlich zum Mittäter bei einem Projekt machen, das die Zukunft der Menschheit bedroht“.

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