Skandal um Datenhandel: Höchststrafe für Facebook

Britische Datenschützer lassen Mark Zuckerberg nicht ungeschoren davon kommen. 500.000 Pfund soll er als Strafe für sein Geschäftsmodell zahlen.

Facebook-Chef Mark Zuckerberg schaut irritiert

Ein Sorry allein reicht nicht aus: Facebook-Chef Mark Zuckerberg muss zahlen Foto: ap

Den Skandal um weitergegebene Daten bekommt Facebook erneut finanziell zu spüren. Dieses Mal sind nicht die Anleger Schuld, sondern die Briten. Rund 500.000 Pfund will die Datenschutzbehörde ICO von dem US-Konzern einfordern. Die höchstmögliche Strafe von umgerechnet rund 565.000 Euro wird verhängt, da Facebook die Daten seiner Mitglieder nicht geschützt und damit gegen britische Gesetze verstoßen hat, teilte ICO-Chefin Elizabeth Denham mit. Zudem habe es keine Transparenz darüber gegeben, wie Informationen von der Plattform von Dritten abgefischt worden seien.

Die Ankündigung bezieht sich auf das Datenkomplott um Cambridge Analytica. Im Frühjahr wurde bekannt, dass Facebook Informationen von rund 87 Millionen Nutzern weltweit an die britische Beratungsfirma weitergegeben hat. Der Skandal sorgte sowohl in den USA als auch in Europa für eine große Debatte um den Schutz persönlicher Daten und den Einfluss sozialer Medien auf das Verhalten ihrer Kunden*innen.

Facebook-Chef Mark Zuckerberg musste sich sowohl vor dem US-Kongress als auch im EU-Parlament für sein Geschäftsmodell rechtfertigen. Allerdings sind bis heute etliche Fragen ungeklärt. Zum Beispiel wie viele Nutzer*innen tatsächlich betroffen sind oder welche Unternehmen – neben der Beratungsfirma – von dem Geschäftsmodell profitiert haben und es noch tun.

Große Schmerzen wird die Strafe dem Konzern ohnehin nicht bereiten. Die Facebook-Aktie erreichte erst zu Beginn der Woche einen neuen Rekordwert. Der Marktwert des US-Konzerns wird derzeit auf rund 590 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Einfluss von Datenhändlern in der Kritik

Im Bericht prangert die britische Datenschutzbehörde auch den Einfluss von Datenhändlern und sozialen Medien auf politische Entscheidungen – beispielsweise im Wahlkampf – an. Cambridge Analytica war im vergangenen Jahr maßgeblich in die Präsidentschaftskampagne Donald Trumps involviert. Allerdings wurden die Facebook-Daten der Beratungsfirma zufolge nicht verwendet.

Auch EU-Kommissarin Vera Jourová kritisierte den Missbrauch neuer digitaler Technologien und des sogenannten Microtargetings. „Die Anbieter übernehmen keine Verantwortung für die Wähler“, erklärte Jourovà. Sie kündigte eine Prüfung auf EU-Ebene an, um politische Werbung transparenter zu machen. „Betrug darf nicht die Grundlage unserer gesellschaftlichen Entscheidungen sein.“

Facebook will den Bericht der Datenschutzbehörde erst einmal prüfen. Zugleich bekräftigte der Konzern erneut, dass man im Fall Cambridge Analytica früher hätte reagieren müssen. Mehrfach hatte Facebook-Chef Zuckerberg sich für die Datenweitergabe entschuldigt und Besserung gelobt.

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