Skandal um Murdochs Medienimperium: Labour fordert Zerschlagung

Trotz öffentlicher Entschuldigung steht Rupert Murdoch in Großbritannien weiter in der Kritik. Am Sonntag wurde seine frühere Vorstandsvorsitzende festgenommen.

"It's time to say sorry". Kann die Gemüter aber auch nicht mehr beruhigen. Bild: rtr

LONDON dapd/rtr | Der Chef der britischen Labour-Partei, Ed Miliband, hat angesichts des Abhörskandals um die Zeitung News of the World eine Zerschlagung des Medienimperiums von Rupert Murdoch gefordert. Die Dominanz von News. Corp in Großbritannien sei ungesund, sagte Miliband in einem Interview mit dem Observer. Die Bündelung von so viel Macht in der Hand eines Mannes habe offenbar in seiner Organisation zu einem Missbrauch dieser Macht geführt.

Vizepremier Nick Clegg von den Liberaldemokraten erklärte ebenfalls, es müsse mehr Pluralität in der Medienlandschaft geben. Premier David Cameron steht hingegen weiter in der Kritik, da nun an die Öffentlichkeit gekommen ist, dass er sich in nur 15 Monaten Amtszeit 26 Mal offiziell mit Murdoch, dessen Sohn James oder anderen Top-Managern der Murdoch-Zeitungsholding News International getroffen hatte.

Erst im März hatte es noch ein offizielles Treffen mit Andy Coulson gegeben, der als Camerons Regierungssprecher im Abhörskandal im Januar zurückgetreten war. Unterdessen hat Rupert Murdoch kurz vor einer Befragung im britischen Parlament für den Abhörskandal um Entschuldigung gebeten.

"Es tut uns leid", schrieb der 80-Jährige in einer Erklärung, die am Wochenende in allen großen Tageszeitungen des Landes veröffentlicht wurde. Sein Konzern News Corp kündigte zudem an, mit der Polizei zusammenarbeiten zu wollen. Murdoch erscheint gemeinsam mit seinem Sohn James am Dienstag vor einem Parlamentsausschuss und wird dort zu der Affäre bei dem eingestellten Blatt News of the World befragt. Das Unternehmen steht unter großem Druck. Oppositionschef Ed Miliband forderte eine Zerschlagung des Medienimperiums.

Murdoch schrieb in der Erklärung, die News of the World habe von anderen verantwortliches Verhalten verlangt, dies aber selbst nicht an den Tag gelegt. Es habe gravierendes Fehlverhalten gegeben. "Die Verletzungen, die Menschen erleiden mussten, tun uns sehr leid." Noch am Donnerstag sagte er in einem Interview, dass seine Firma in der Affäre nur "unbedeutende Fehler" gemacht habe. Der Konzern steht in der Kritik, weil Journalisten der News of the World unter anderen Verbrechensopfer abgehört haben sollen.

Der Labourt-Abgeordnete John Prescott sagte in der BBC, die Entschuldigung ändere "absolut nichts". Murdoch versuche verzweifelt, sein Unternehmen zu retten. News Corp selbst erklärte am Sonntag, man wolle weiterhin mit der Londoner Polizei bei den Ermittlungen zusammenarbeiten.

Unterdessen ist am Sonntag die zurückgetretene Vorstandsvorsitzende von News International, Rebekah Brooks, festgenommen worden. Brooks sei einbestellt und vernommen worden, berichteten übereinstimmend die Sender Sky News und BBC. Die Polizei bestätigte zunächst nur, dass eine 43-jährige Frau in Zusammenhang mit der Abhöraffäre festgenommen worden sei. Es ist die zehnte Festnahme in der britischen Abhöraffäre.

Beobachter rechnen damit, dass Brooks nach einigen Stunden gegen Kaution freikommt. Rupert Murdoch, sein Sohn James und Rebekah Brooks sollen zudem am Dienstag vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu der Abhöraffäre aussagen. Brooks gilt als enge Vertraute von Medienmogul Rupert Murdoch und als eine der Schlüsselfiguren in der Abhöraffäre. Bis 2003 war sie Chefredakteurin der inzwischen eingestellten Skandalzeitung News of the World.

Neben Murdoch-Mitarbeitern ist in der Affäre nun auch der ranghöchste Polizist des Landes unter Korruptionsverdacht geraten: Der Chef der Metropolitan Police in London, Sir Paul Stephenson, habe sich Teile eines Kuraufenthaltes im Wert von 12 000 Pfund (13 700 Euro) von einem Spa-Betreiber bezahlen lassen, berichtete das Murdoch-Blatt Sunday Times am Sonntag unter Berufung auf ein Statement der Polizei. PR-Chef des Spa-Betreibers war ausgerechnet Neil Wallis, ehemals stellvertretender Chefredakteur von News of the World und auch als PR-Berater für Stephenson aktiv. Wallis war am vergangenen Donnerstag festgenommen worden.

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