Somaliland und der Jemen-Krieg: Afrikanische Schattenseite

Die Vereinigten Arabischen Emirate setzen sich in Jemens hungerndem Nachbarland fest. Dort sorgt man sich, in einen Krieg verwickelt zu werden.

Ein Kampfjet auf einer Landebahn

Bomben auf Jemen: Ein Kampfjet der Vereinigten Arabischen Emirate Foto: dpa

HARGEISA taz | In Somaliland, der international nicht anerkannten Abspaltung des Nordens von Somalia, ist die aktuelle Hungersnot das wichtigste Thema. Aber viele Menschen sorgen sich jetzt auch, in den Krieg im Jemen auf der anderen Seite des Golfs von Aden hineingezogen zu werden. Grund dafür ist der Bau einer Militärbasis der Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) im wichtigen Hafen von Berbera.

„Die Distanz zwischen der jemenitischen Hafenstadt Aden und Berbera sind nur 140 Kilometer. Raketen können weit fliegen“, sagt Ali Jibril, Eigentümer eines Produktionsbüros in der Hauptstadt Hargeisa. „26 Jahre hatten wir hier Frieden, und das möchten wir so halten. Aber die Militärbasis bringt ein riesiges Risiko mit sich. Die Emirate haben die Seite der jemenitischen Regierung gewählt und wollen dafür die Basis bei Berbera benutzen. Die Huthi-Rebellen im Jemen könnten glauben, dass Somaliland jetzt ihr Feind ist, und Anschläge verüben.“

Somalilands Präsident Ahmed Silanyo hat versprochen, dass die Basis Arbeitsplätze bringt. Somaliland ist relativ friedlich, im Gegensatz zum Rest Somalias, aber sehr arm: Nach Schätzungen sind 75 Prozent der jungen Menschen arbeitslos. „Viele meiner Altersgenossen haben nichts zu tun, sie wissen auch nicht, was sie tun sollen, weil es wenig Möglichkeiten gibt“, meint Axmeed-Nuur Maxamuud, der in Hargeisa Krankenpflege studiert. „Wenn al-Shabaab nicht auf der Lauer ist, können Arbeitslose leicht in die Kriminalität hineinrutschen oder Kath-süchtig werden.“ Kath ist ein leichtes Narkotikum, das Somalis und Jemeniten gern kauen.

Die Vereinbarung über eine Militärbasis in Berbera kam, kurz nachdem DP World, eine internationale Hafenverwaltungsfirma aus Dubai, mit Somalilands Regierung einen 30-Jahres-Vertrag zur Verwaltung des Hafens Berbera unterschrieben hatte. Die Arabischen Emirate investieren nun in die Modernisierung des Hafens. Das könnte große Einnahmen bringen für Somaliland, weil das große Äthiopien keinen eigenen Zugang zum Meer hat und gern Berbera als Alternative zu Dschibuti nutzen möchte, um seine Exportprodukte wie Kaffee auf die Weltmärkte zu bringen.

Alhan Mohamed, Exarbeitsministerin

„Somaliland ist eine Figur in einem geopolitischen Schachspiel“

Aber ausgerechnet Äthiopien ist nicht unbedingt froh über den wachsenden arabischen Einfluss. Äthiopien ist bisher Somalilands engster Verbündeter. Als einziges Land erkennt es den Somaliland-Pass als offizielles Dokument an, es unterstützt die Sicherheitskräfte mit Training und Ausrüstung. Jetzt sollen die Arabischen Emirate auch Somalilands Armee trainieren.

Askar Mohamed, Computerhändler in Hargeisa, hält den wachsenden Einfluss der Arabischen Emirate für zwangsläufig. „Ich bin oft in Dubai für meine Geschäfte. Ich bewundere, wie die da Wirtschaftswunder verrichten. Wenn die Militärbasis unser Preis für Wachstum ist, sollten wir das Risiko eingehen. Somaliland ist durch die internationale Gemeinschaft dazu gezwungen, denn in ihren Augen existieren wir nicht. Die Emirate mit ihren Ölgeldern können einspringen.“

In Somalilands Parlament hat sich eine große Mehrheit für den Bau der Basis ausgesprochen. Die Gegner wurden von Soldaten aus dem Parlament geschleppt.

Berbera ist nicht die einzige Basis der Arabischen Emirate auf dem afrikanischen Kontinent. 2015 vereinbarten sie mit Eritrea die Modernisierung des Flughafens der Hafenstadt Assab am Roten Meer.

„Somaliland ist eine Figur in einem geopolitischen Schachspiel“, meint Exarbeitsministerin Alhan Mohamed. „Ich hoffe nur, dass die Regierung weiß, wie es gespielt wird, und dass es in einem Spiel immer Gewinner und Verlierer gibt.“

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