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Sommerfest in Rheinland-PfalzKoblenzer CDU und Julia Klöckner zu Gast bei Nius-Sponsor

Bei einem politischen Sommerfest der Koblenzer CDU soll unter anderem Julia Klöckner sprechen. Das sorgt für Kritik von Grünen und SPD.

Tja, da ist guter Rat teuer, wenn sich bei Sponsoren von rechten Medien eingemietet wird Foto: Kay Nietfeld/dpa

Frankfurt taz | Ein geplanter Auftritt der Bundestagspräsidentin Julia Klöckner am kommenden Sonntag sorgt für Kritik: Die CDU Koblenz hat ihre Parteikollegin zu einem politischen Sommerempfang eingeladen, der auf dem Firmengelände der Compugroup Medical stattfinden soll. Der Gründer und Verwaltungsratschef des Unternehmens gilt gleichzeitig als der Hauptfinanzier des rechtspopulistischen Medienportal Nius. Der 74-jährige Frank Gotthardt unterstützt die Plattform des ehemaligen Bild-Chefredakteurs Julian Reichelt laut Medienberichten mit einem zweistelligen Millionenbetrag. Das 2022 gegründete Portal ist bekannt für ihre AfD-nahen und rechtspopulistischen Inhalte. Die Plattform war zuletzt auch an der Hetzkampagne gegen die SPD-Kandidatin für das Bundesverfassungsgericht, Frauke Brosius-Gersdorf, beteiligt.

Warum die christdemokratische Sommerparty im „Innovationszentrum“ des Unternehmens stattfindet, ist bislang unbekannt. Geladen sind neben Klöckner auch der Kreisvorsitzende und ihr Bundestagskollege Josef Oster, der Oberbürgermeisterkandidat Ernst Knopp sowie der Landtagskandidat Philip Rünz. Bekannt ist, dass Klöckner und Gotthardt, der ebenfalls Ehrenvorsitzender des Wirtschaftsrates der CDU in Rheinland-Pfalz ist, eine lange Geschichte haben. Bereits 2012 nannte Klöckner ihn den „Bill Gates von Koblenz“, 2014 hielt sie eine Laudatio für ihn bei einer Preisverleihung.

2024 lud Gotthardt zum Neujahrsempfang ins Innovationszentrum ein, wo über 200 Gäste gemeinsam mit der damaligen wirtschaftspolitischen Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Julia Klöckner, über die aktuelle Lage diskutierten. Eingeladen waren zudem zahlreiche CDU-Politiker*innen aus der Bundestagsfraktion und dem rheinland-pfälzischen Landtag.

Das nun geplante Treffen sorgt für Kritik: Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Misbah Khan, sagte der taz, die Bundestagspräsidentin trage durch ihren Auftritt in den Räumlichkeiten von Gotthardt zur Legitimierung rechtspopulistischer Hetzkampagnen bei. „In ihrer Funktion als Bundestagspräsidentin inszeniert sich Klöckner regelmäßig als Hüterin einer vermeintlichen politischen Neutralität und fordert in Plenardebatten zu einer verbalen Deeskalation auf.“ Dieser fragwürdige Spagat zwischen eigenem Handeln und dem Urteilen über andere offenbare einen Doppelstandard, der dem zweithöchsten Amt im Staat nicht gut zu Gesicht stehe.

Auch von der SPD kommt Kritik: Der Schweriner SPD-Ortsverein Schelfstadt fordert per Onlinepetition den Rücktritt der Bundestagspräsidentin. Die Sozialdemokraten werfen ihr Nähe zum rechtspopulistischen Nachrichtenportal Nius vor. „Das zweithöchste Amt im Staat wird machtpolitisch ausgenutzt. Neutralitätsaufforderungen von Julia Klöckner sind einseitige Machtdemonstrationen“, heißt es vom Ortsverein. Klöckner agiere gemeinsam mit rechtspopulistischen Akteur:innen. Laut NDR-Berichten erklärte die Schweriner SPD-Ortsvereinsvorsitzende ­Renata Jagnow, sie hoffe nun auf Unterstützung aus der gesamten SPD.

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6 Kommentare

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  • Die Korruption muss Salonfähig gemacht werden , die Nestle Jule ist eine Schande für Deutschland und wahrlich ungeeignet für das Amt der/des Bundestagspräsidentin / ten. Man kann gar nicht soviel fressen wie man göbeln möchte .

  • Die Schweriner Ortsgruppe der SPD (in Mecklenburg-Vorpommern) verlangt den Rücktritt der Bundestagspräsidentin (Frau Klöckner, direkt gewählte Abgeordnete der CDU im Wahlkreis Bad Kreuznach, Rheinland-Pfalz), da diese eine Einladung zum Sommerfest ihrer Parteifreunde aus Koblenz (auch Rheinland-Pfalz, laut google 77 Straßenkilometer von Bad Kreuznach entfernt) angenommen hat. Begründung: das Fest findet auf dem Firmengelände des CDU-Wirtschaftsrats-Ehrenvorsitzenden von Rheinland-Pfalz statt, der aus der Sicht der Schweriner SPD-Ortsgruppe bedenkliche Kontakte zu rechten Medien (Nius) hat und diese auch finanziert. Müsste da nicht zuerst die CDU aufgerufen werden, den Mann aus der Partei zu werfen?



    Oder erwartet die Schweriner SPD-Ortsgruppe, dass eine CDU-Abgeordnete wegen ihres Aufrufs nicht auf einem CDU-Fest auf dem Gelände eines CDU-Mitgliedes erscheint?

    Wobei, hat nicht gestern der Erster Stellvertretende Sprecher der Bundesregierung, Herr Meyer von der SPD (allerdings aus Niedersachsen, nicht aus Mecklenburg-Vorpommern) gesagt "Es findet hier in Deutschland keine Zensur statt"? Ob Herr Meyer auch mal in Schwerin vorbeischaut und Pressefreiheit und Zensur erklärt?

  • Mich würde interessieren, wer alles auf der Gehaltsliste des Herrn Gotthardt - bestimmt der ein oder die andere der schwarzblauen Gesellschaft.

  • Das ist wenig überraschend. Die csdU will sich die baldigen Koalitionspartner nicht verscherzen. Klöckner höchstselbst ist scharf rechts einzuordnen, ihre Amtsführung ist parteiisch, ihre Einstellung grenzt an die Ränder der Demokratie. Sie ist untragbar für eine liberale, tolerante Gesellschaft.

    • @Perkele:

      Es gibt eine (rechts-)rheinisch-katholische (un)organisierte Gruppe: Spahn, Klöckner, Wüst, Ziemiak, Nathanael Liminski, Laschet(!), Merz u.v.a. Schwestern und Brüder im Geiste, die immer noch glauben, sie müssen/können/dürfen machen was sie sollen, und sie hätten ein – durch die Kirche begründetes „natürliches“ – Recht auf die politische Führung im Lande.



      Und es ist zu befürchten, dass dieses Milieu zum zweiten Male Wegbereiter und Steigbügelhalter des Faschismus in DE wird. - „rein tonn katolsch warrn!" (© @LOVANDO)

    • @Perkele:

      Wenig überraschend in der Tat. Julia Klöckner hat jahrelang erfolglos versucht in Rheinland-Pfalz, die CDU wieder in die Regierung zu führen mit ihr als Ministerpräsidentin. Und jetzt hat sie endlich ein hohes Staatsamt und kann endlich auftrumpfen. Warum sollte sie sich dann zurückhalten?

      Bleibt abzuwarten, ob es ihr und ihren rheinland-pfälzischen CDU-Freunden im nächsten Jahr nach 35 Jahren endlich gelingt, wieder in die Mainzer Staatskanzlei einzuziehen.

      Apropos Koblenz:

      Wie sagte der damalige Ministerpräsident und dann ehemalige CDU-Landesvorsitzende Bernhard Vogel am 11.11.1988 beim denkwürdigen CDU-Landesparteitag in Koblenz damals:

      "Gott schütze Rheinland-Pfalz!"