Song Contest Vorentscheid: Es ist eine Lena

Das Song Contest Experiment gelang: Stefan Raab hat einen Star gefunden. Die 18-jährige Lena Meyer-Landrut konnte die Herzen der Zuschauer erobern. Die ARD war auch mit dabei.

Lena: Sang auch in der und für die ARD. War's ihr bewusst? Bild: dpa

Zum Schluss war es dann doch ein bisschen viel mit der Zuschauerdemokratie. Das Publikum hatte seinen Star für Oslo gefunden und sogar schon das Lied ausgesucht, mit dem die Siegerin Deutschland dort beim 55. Eurovision Song Contest vertreten soll. Das Dumme war bloß: Die beiden hatten überhaupt nicht miteinander gerechnet. Für einen Moment sah man im Finale von "Unser Star für Oslo" deshalb einen Ausdruck auf dem Gesicht von Lena Meyer-Landrut, den man bisher noch gar nicht von ihr kannte: Enttäuschung.

Drei Lieder standen zur Auswahl am Freitagabend, und anstatt Lenas Favoriten "Love Me" zu wählen, entschieden sich die Zuschauer für "Satellite", das die spätere Siegerin des Song-Contest-Vorentscheids eher schauspielerte als sang. Vielleicht ist es aber auch egal, mit welchem Titel die 18-Jährige nach Norwegen geht - wenn sie es hinkriegt, dort auch nur annähernd so unbeschwert aufzutreten wie während der vergangenen Wochen in Köln, dann stehen die Chancen gut, dass sie auch den Rest Europas verzaubert. Oder wie es Raab am Freitag sagte: "Man sitzt hier und denkt: Es blüht alles!"

Eine "nationale Aufgabe", wie Raab es wollte, ist "Unser Star für Oslo" vielleicht nicht gewesen - obwohl die Quoten im Finale ganz gut waren: 4,5 Millionen schalteten am Freitagabend ein, vor allem viele junge Zuschauer, die zu dieser Zeit sonst kaum ARD gucken würden. Aber immerhin hielt der Titel der Sendung sein Versprechen: Die Show hat, lange vor dem Finale schon, einen "Star" hervorgebracht. Eine junge Frau, die nicht nur singen kann, sondern vom Publikum dank ihres Humors und ihrer Ausstrahlung ins Herz geschlossen wurde. Insofern ist auch die Idee der ARD aufgegangen, die Kooperation mit Stefan Raab zu wagen, um den Vorentscheid selbst wieder zu einem Ereignis zu machen - gerne mit Fortsetzung, egal, wie es in Oslo ausgeht. Auch wenn man für nächstes Mal überlegen könnte, ob zwei Sendungen weniger vielleicht auch reichen.

Das einzige, was der ARD missfallen könnte, ist die Tatsache, dass sie während der ganzen Wochen im Grunde genommen völlig unsichtbar war. Ja, sicher, Viertelfinale und Finale liefen zur besten Sendezeit im Ersten - aber eine ARD-Identität hatte "Unser Star für Oslo" zu keinem Zeitpunkt. Dass es trotzdem so gut geklappt hat, müsste die Verantwortlichen eigentlich zum Nachdenken darüber bringen, ob sie sonst nicht etwas Entscheidendes falsch machen.

Das Schwierigste wird jetzt sein, die derzeitige Euphorie bis zum Europa-Finale Ende Mai aufrecht zu erhalten, ohne dass Lena Meyer-Landrut den Zuschauern wöchentlich ins Wohnzimmer lächelt. Raab wird sich daher kaum zurücklehnen und sagen: Die Sache ist für mich erledigt. Im Gegenteil, schon heute Abend geht es weiter bei "TV total", mit Lena als Studiogast.

Und vielleicht merkt ja auch die ARD, was für ein Goldstück sie sich da geangelt hat, das die Förderung im eigenen Programm verdient hätte.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.