Sorge um „Haiyan“-Opfer: Engagement gegen Ohnmachtsgefühl

In aller Welt hoffen philippinische Migranten, dass Freunde und Angehörige nicht Opfer des Taifuns sind. Viele versuchen, aus der Ferne zu helfen.

Die Bilder aus der Heimat gleichen sich – sie zeigen schreckliche Verwüstungen, verzweifelte Überlebende. Bild: ap

PEKING taz | Für Marivic Luces sind die letzten Tage „einfach nur schrecklich“ gewesen. Die Filipina, die seit Jahren im Ausland als Haushaltshilfe arbeitet, versucht zunehmend verzweifelt, Freunde zu erreichen, die in der von Taifun Haiyan zerstörten Region leben. Oder lebten. „Ich komme einfach nicht zu ihnen durch, es ist zum Verrücktwerden.“

Wann immer sie kann, sitzt die junge Frau in Peking vor dem Fernseher. Die Bilder aus der Heimat gleichen sich – sie zeigen schreckliche Verwüstungen, verzweifelte Überlebende, verwesende Tote an den Straßenrändern der am stärksten betroffenen Stadt Tacloban. „Ich fühle mich so hilflos hier, ich kann nur beten und weinen“, sagt Luces traurig.

So wie ihr geht es Millionen „Balikbayan“, wie die im Ausland arbeitenden Philippiner in der Landessprache Tagalog heißen. Mehr als zehn Prozent der philippinischen Bevölkerung von 100 Millionen Menschen arbeiten als Kindermädchen in Singapur, schuften als Bauarbeiter im Nahen Osten, versorgen als Krankenschwestern Bedürftige in Amerika oder fahren auf Containerschiffen um die Welt.

Die Balikbayan sind das Rückgrat des Landes. Das Geld, das sie monatlich in die Heimat schicken, hält ihre Familien über Wasser und die Wirtschaft am Laufen.

Jammern nützt nichts

Doch in einer Notsituation weit von zu Hause weg zu sein, ist für viele unerträglich. Imelda Tenedero in Tokio hat noch Glück: Ihre Familie und Freunde leben nicht in den Katastrophengebieten. Doch auch sie kann die Tränen kaum zurückhalten, wenn sie über den Taifun spricht. „Es bricht einem das Herz“, sagt sie. „Aber Jammern nützt unseren Landsleuten nichts. Hier in Japan wird überall Geld gesammelt von philippinischen Organisationen, das dann an Hilfsorganisationen überwiesen wird.“

Rey Trias hat die Gelegenheit bei einem Gottesdienst in Peking am Wochenende genutzt und den Pfarrer um Unterstützung gebeten. „Die Menschen waren sehr großzügig, wir haben 660 Euro gesammelt“, freut sich der philippinische Geschäftsmann.

Die internationale Kirchengemeinde plant nun weitere Aktionen in der chinesischen Hauptstadt. Überall auf der Welt rufen Balikbayan über soziale Netzwerke, philippinische Radiosender und Anzeigen zu Spenden auf. Auf den Seiten einiger philippinischer Botschaften und in den Foren der Auslands-Filipinos gibt es Hinweise auf den Personenfinder-Service von Google.

Vielen Balikbayan hilft es, „wenigstens irgendetwas tun zu können. Aber eigentlich willst du nur eines – ein Flugticket kaufen, in die Heimat fliegen und vor Ort mit anpacken“, sagt Imelda Tenedero. „Aber das wäre nicht klug. Die 500 Euro für ein Ticket überweise ich lieber an eine Hilfsorganisation. Und Geld verdienen, um den Taifunopfern zu helfen, kann ich besser im Ausland.“

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