Spekulationsobjekt Fußballer: Poker um Poldi

Kölns Manager Finke möchte mit einem Podolski-Transfer Kasse machen. Der Doppeltorschütze greift nun die Vereinsführung an, weil er sich nicht drängen lassen will.

Begehrte Unterschrift: Urkölner Podolski ist an der Schwelle zum Stadtheiligen. Seine Zukunft ist momentan jedoch unklar. Bild: reuters

KÖLN taz | Für Christian Clemens war es fast schon tragisch. Zwei Tore hatte er zum leichtgängigen 4:0-Erfolg gegen den SC Freiburg beigetragen, wichtige Tore dazu, das 1:0 (20.) und das vorentscheidende 3:0 mit einer direkt verwandelten Ecke (65.). Doch nach der Partie blickten mal wieder alle auf Podolski.

Der Held hatte die beiden anderen Treffer erzielt (61., 73.), Köln lag sich in den Armen, schmetterte Karnevalsschlager und versank in den Zustand vorweihnachtlicher Glückseligkeit. Da hätte nur noch gefehlt, dass Podolski sich vor die Reporter stellt und sagt: "Nein, das Interesse von Schalke 04 lässt mich kalt, ich verlängere meinen Vertrag beim geliebten 1. FC Köln."

Das passierte natürlich nicht. Im Gegenteil, Podolski nutzte die Gedankenspiele der Schalker, um einen offenen Konfrontationskurs zu Volker Finke einzuschlagen. Der Geschäftsführer übt ja schon länger Druck auf Podolski aus, "wir gehen nicht mit Poldi in die neue Saison, wenn er nicht verlängert hat", betont Finke immer wieder.

Ein Klub wie der 1. FC Köln könne es sich "wirtschaftlich nicht leisten, so einen wertvollen Profi nach Vertragsende ablösefrei gehen zu lassen", lautet sein Argument. Im Sommer 2013 wäre Podolski ablösefrei, die Kölner könnten kein Geld mehr mit ihrem wertvollsten Spieler verdienen.

Der Nationalspieler, der nun in fünf der vergangenen zehn Partien jeweils zwei Tore erzielt hat, schwieg lange zu diesem Ultimatum, am Samstag wurde nun deutlich, dass er die Haltung des Klubs als Provokation empfindet. "Wenn man mit mir nicht in die neue Saison gehen will, dann muss ich vielleicht in die zweite Mannschaft oder auf die Tribüne gehen", sagte er.

Aus seiner Perspektive gibt es keine überzeugenden Gründe, den Kontrakt schon jetzt zu verlängern, "man muss ja auch mal schauen, wo die Entwicklung hingeht", erläuterte er, sicher sei nur, dass er "nicht in den nächsten Tagen" nach Schalke wechselt.

Schalke-Boss denkt über Podolski-Verpflichtung nach

Diese Worte dürften die Fans kaum beruhigen. Das Kölner Publikum hatte den Revierklub immer wieder mit "Scheiße 04"-Gesängen diffamiert, und als Slawomir Pezko frisch geduscht aus der Kabine kam, sang auch er fröhlich den Kölner Hit dieses Kölner Nachmittags. Dabei hatte Clemens Tönnies, der Aufsichtsratschef der Gelsenkirchener, lediglich gesagt: "Ja, wir beschäftigen uns mit dem Thema Podolski."

Zumindest in der Abneigung gegenüber Schalke 04 waren die Kölner also vereint, doch Finkes Ultimatum wird weiter für Unruhe sorgen. Denn wenn man die Sache zu Ende denkt, gibt es nur eine schlüssige Erklärung für dieses Verhalten: Der Sportdirektor will Podolski verkaufen.

Eine Vertragsverlängerung kann er jedenfalls kaum ernsthaft erwarten, warum sollte Podolski sich darauf einlassen? Aus Liebe zu seinem Verein und der Stadt? Das zu glauben, wäre reichlich naiv. Aus der Sicht des 26-Jährigen ist es einfach vernünftig zu warten, ob der Klub die erhoffte Entwicklung einschlägt.

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