Stadtplanung: Ikea, die Autos und der Bahnhof

Große Beteiligung am Bürgerentscheid zur Ikea-Filiale in Altona. Debatte um Verkehrserschließung. Neuer Fernbahnhof soll Autobahnanschluss kriegen.

Kommen all diese blassen Gestalten wirklich zu Fuß? Bild: Promo

"Ikea bringt die Autobahn quer durch Altona" - über dieses Plakat der Bürgerinitiative "Kein Ikea in Altona" ist ein heftiger Streit entbrannt. In verschiedenen Zeitungen ist die Initiative der Lüge bezichtigt worden. Die Initiative findet, sie habe damit "eine Debatte über die verkehrstechnischen Folgen einer Ikea-Ansiedlung" angestoßen.

Der Möbelkonzern plant, in der Großen Bergstraße unweit des Altonaer Bahnhofs ein leer stehendes Einkaufszentrum und Bürogebäude abzureißen, um dort ein achtstöckiges Möbelhaus zu errichten. Kritiker befürchten, dass dadurch das Viertel gentrifiziert und die Nachbarschaft im Liefer- und Kundenverkehr ersticken würde. Die Befürworter sehen in der Ansiedlung die Chance, den Niedergang der Einkaufsmeile zu stoppen.

Beide wollen Bürgerentscheide erreichen. Derjenige der Befürworter läuft noch bis zum 19. Januar. Schon zur Halbzeit hat die Rekordzahl von einem Drittel der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben.

Das Möbelunternehmen plant ein Haus mit dem üblichen Sortiment. Statt in die Breite würde es der Innenstadtlage wegen in die Höhe wachsen.

Acht Stockwerke: Auf den unteren vier hohen Etagen würden Möbel verkauft und gelagert. Außerdem gäbe es dort ein Restaurant. Darüber erhöben sich vier Parkdecks mit 950 Plätzen.

8.300 Autos zusätzlich: Mit dieser Zahl als Maximum rechnen die Verkehrsplaner an Freitagen und Samstagen. Sie setzen voraus, dass 40 Prozent der Kundschaft nicht mit dem Auto kommt.

Das Plakat der Ikea-Gegner ist, gelinde gesagt, eine krasse Zuspitzung, denn von einer Autobahn in den Stadtteil kann keine Rede sein. Geplant ist ein Autobahnzubringer - und der hat, wie Baudezernent Reinhold Gütter versichert, mit Ikea nichts zu tun. Stattdessen soll er den neuen Fernbahnhof, der am Diebsteich geplant ist, mit der A 7 verbinden.

Wie die taz berichtete, würde die Bahn den Fernbahnhof Altona gerne nach Norden verlegen. Auf dem frei werdenden Gleisgelände könnte ein neues Stadtviertel gebaut werden. Weil der neue Fernbahnhof viele Fahrgäste aus dem Umland anlocken würde, möchte Baudezernent Gütter die ehemalige Bahnstrecke zur Post am Diebsteich nutzen. Diese verlaufe in einem gut erhaltenen Trog mit fünf stabilen Brücken. Sie könne zwei Fahrspuren fassen und würde die übrigen Straßen entlasten. Außerdem könne sie helfen, den Verkehr zu dem neuen Stadtteil zu bewältigen. Über die Trasse sei 2000 erstmals diskutiert worden, lange vor den Ikea-Plänen.

"Eine Ikea-Ansiedlung schafft Fakten, die die Trassenpläne stützen", beharrt die Initiative "Kein Ikea in Altona". Das Unternehmen plane ein herkömmliches Haus mit vollem Sortiment, das viel Verkehr anziehen werde. Baudezernent Gütter hält das für unwahrscheinlich. "Die Leute werden zweimal versuchen, auf das Ikea-Parkdeck zu fahren", prophezeit er. "Wenn sie merken, dass sie im Stau stehen, werden sie wegbleiben." Das werde Ikea zwingen, sein Angebot auf Nicht-Autofahrer umzustellen.

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