„Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“: Der Tod ist nicht das Ende

„Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“ von J. J. Abrams ist der Abschluss der langlebigen Weltraumsaga. Kulissen und Figuren bietet der Film zuhauf.

Rey rennt mit ihrem Lichtschwert in der Hand durch die Wüste. Hinter ihr fliegt ein feindliches Kampfschiff

Ein ungleicher Kampf? Nicht für Rey (Daisy Ridley) Foto: Disney

In manchen Unternehmen gilt ja das Senioritätsprinzip. Wer lange genug auf einem bestimmten Stuhl gesessen hat, wird irgendwann befördert. Unabhängig von individuellen Verdiensten, entscheidend ist allein der Faktor Zeit. So ein bisschen funktioniert es bei der „Star Wars“-Saga auch. Ein Science-Fiction-Klassiker wird so lange fortgesetzt, bis er das größte Episodenwerk im Filmgeschäft überhaupt ist.

Was nicht heißen soll, dass „Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“, der vorläufige Abschluss der Saga, nur ein weiterer Film dieses Disney-Franchises wäre. Zudem hat die Reihe eine ikonische Wirkung entfaltet, die sich mit bloßer Dauer nicht erklären lässt. Trotzdem erzeugt das Dabeibleiben in diesem Fall immer auch von selbst ein solches Volumen an heißer Luft, dass ein neuer „Star Wars“-Film, unabhängig von seinen filmischen Qualitäten im Detail, jedes Mal automatisch ein Ereignis ist.

Für „Der Aufstieg Skywalkers“ hat wieder J. J. Abrams die Regie übernommen, nachdem er schon Episode sieben, „Das Erwachen der Macht“, verantwortet hatte. Und er knüpft stark an „seinen“ vorangegangenen Film an. Dazwischen war mit „Die letzten Jedi“ ein wichtiger Zwischenschritt auf dem Weg zum Finale erfolgt, in dem sich unter anderem der stark gealterte Jedi-Meister Luke Skywalker verabschiedet hatte. Nicht ohne vorher die seit Episode sieben hinzugekommene Kriegerin Rey (souverän entschlossen: Daisy Ridley) in der Kampfkunst der Jedi-Ritter unterrichtet zu haben.

Die wichtigste Frage in diesem Zusammenhang wird dabei in „Der Aufstieg Skywalkers“ beantwortet. Was seit Episode acht, „Die letzten Jedi“, und dem Vorab-Trailer zum aktuellen Film offen im Raum stand – nämlich aus welcher Familie die Eltern der nachnamenlosen Rey nun wirklich kommen –, erfährt man endlich. Wenn auch in leicht irritierender Form. Irgendwie lässt sich das aber alles zusammenreimen. Wahlverwandtschaft spielt dabei ebenfalls eine Rolle.

Das soll jedoch nicht weiter ausgebreitet werden, weil sich sonst womöglich alle Leser ärgern, die gern im Kino überrascht werden möchten.

Wirbelndes Laserschwert

Man weiß am Ende jedenfalls, woher Rey ihre außerordentlichen Fähigkeiten im Umgang mit dem Laserschwert hat. Und einiges mehr, was ebenfalls nicht verraten werden soll.

Stattdessen sei verraten, dass es in diesem Abenteuer erwartungsgemäß wieder auf die bei „Star Wars“ gängige Konfrontation von Gut und Böse hinausläuft, mit den obligaten Choreo­grafien dazu: Laserschwertkämpfe, lichtschnelle Verfolgungsjagden im All und halsbrecherische Befreiungsaktionen. Was eben so passiert, wenn die Kämpfer des Widerstands sich noch einmal mit den dunklen Mächten der so­genannten Ersten Ordnung um ihren Darth-Vader-Wiedergänger Kylo Ren (schurken­untypisch weich und überhaupt höchst beweglich: Adam Driver) kloppen.

Ein bisschen erstaunt daran, dass der Widerstand auch hier von Prinzessin Leia Morgana angeführt wird. Gespielt wird sie, jetzt vermutlich ernsthaft zum letzten Mal, von der 2016 verstorbenen Carrie Fisher. Die wurde nicht am Computer wiederbelebt, vielmehr verwendete man Material, das von den Dreharbeiten zu „Die letzten Jedi“ übriggeblieben war. Viele Auftritte sind es nicht, aber immerhin.

Es hagelt Elektroblitze

J. J. Abrams hat sich auch ansonsten nicht übermäßig auf Unerwartetes eingelassen, sondern an einer Reihe von Bildeinfällen orientiert, die zum festen Bestand des Star-Wars-Repertoires gehören: Wenn der finstere Lord Sith (zombiesk: Ian McDiarmid) zum Kampf lädt, stehen wieder stumme Schergen als Aufpasser um ihn herum, es hagelt Elektroblitze, und seine Kontrahenten schleudert er mit seinen Kräften an die Wand.

Von „Die letzten Jedi“, der unter der Regie Rian Johnsons entstand, hat sich Abrams wiederum die sehr schöne Telekommunikationspraxis zwischen Kylo Ren und Rey entlehnt. Die sprechen über Galaxien hinweg so direkt, als wären sie am selben Ort, in einer einfachen Erweiterung des Prinzips von Schnitt und Gegenschnitt. Die Gesetze des Raums scheinen dabei überlistet zu werden.

Man erlebt etwa Fern-Laserschwertkämpfe zwischen den beiden sich auch persönlich eigentümlich nahen Kontrahenten, bei denen der Inhalt eines Krugs, der neben Kylo auf einer Art Marktplatz eines Provinzplaneten steht, sich plötzlich auf den Boden der Raumstation ergießt, auf der Rey im selben Moment ist.

Odyssee wieder über zahlreiche Planeten

Zu den großartigsten Bildern gehören die Weltraumschiffwracks, die im Verlauf dieser Odyssee, die wieder über zahlreiche Planeten führt, zu besichtigen sind. Besonders toll ist eine Szene, in der die Reste des Todessterns aus stürmischer See herausragen. Doch auch hierbei handelt es sich um einen Einfall, den Abrams schon in „Das Erwachen der Macht“ erprobt hatte, wenngleich ohne Todesstern.

„Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“. Regie: J. J. Abrams. Mit Daisy Ridley, Adam Driver u. a. USA 2019, 144 Min.

Ansonsten dominiert als erzählerisches Prinzip weiterhin das Konzept „Familie im Weltall“, mit allen Verästelungen, die über die Jahre so entstanden sind. Dabei gilt für den Abschlussfilm in besonderem Maß, was Luke Skywalker am Ende von „Die letzten Jedi“ verkündet hatte: „No one’s ever real­ly gone.“

Der Tod einer Figur bedeutet daher noch lange nicht, dass sie auf Nimmerwiedersehen verschwindet. Und, das als Hinweis, die Besetzungsliste von „Der Aufstieg Skywalkers“ führt weithin sichtbar den Luke-Sky­walker-Darsteller Mark Hamill auf. Und das ist keinesfalls das einzige unerwartete Wieder­sehen.

Ende der „Skywalker-Saga“

Selbst für die Saga ist anscheinend noch nicht aller Tage Abend. Denn mit Episode neun endet lediglich die „Skywalker-Saga“. Mit kommenden Episoden, wie auch immer die Saga dann heißen wird, von „Star Wars“ einmal abgesehen, ist zu rechnen.

War dieser Schlusspunkt jetzt ein Höhepunkt? Nun, schlecht ist er nicht. Doch die Last des Vorangegangenen und die gewachsenen Bedürfnisse der Fans drücken schon kräftig auf dieses Finale. Beim Gruppenknuddeln zum Ausklang fühlt man sich dann allerdings wieder wunschgemäß mit der Sache verwöhnt. Ein Weihnachtsfilm eben.

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