Staudamm am Blauen Nil eingeweiht: Äthiopien feiert seine neue Energie
Mit einer großen Feier hat Äthiopien den GERD-Staudamm am Blauen Nil offiziell in Betrieb genommen. Das nächste Ziel heißt Elektromobilität.

Insbesondere die einstigen Kriegsgegner in Äthiopiens Nordregion Tigray sind im Stolz vereint. Die mittlerweile aufgelöste TPLF (Tigray-Volksbefreiungsfront), die Äthiopien bis 2018 regierte und 2020 für zwei Jahre in Tigray in den bewaffneten Aufstand gegen die äthiopische Zentralmacht trat, sieht den 2011 begonnenen Bau des GERD ebenso als ihr Werk an wie Abiy Ahmed selbst.
Der Damm und das damit betriebene Wasserkraftwerk wurden am Dienstag von Abiy Ahmed im Beisein zahlreicher afrikanischer Staatsgäste offiziell eingeweiht. Anwesend waren die Staats- beziehungsweise Regierungschefs von Kenia, Somalia, Dschibuti, Südsudan, Eswatini und Barbados. In seiner Ansprache erklärte Abiy, der Dammbau sei „der größte Erfolg in der Geschichte der Schwarzen“. Er sei der Beweis dafür, dass Äthiopier zu allem fähig seien und dass sie Dinge, die sie ankündigen, auch umsetzen.
Das 2011 begonnene Bauprojekt staut den Nil mit einer 145 Meter hohen Staumauer in einem 74 Kubikkilometer Wasser umfassenden See auf, was nahezu der Jahresmenge an Nilwasser insgesamt entspricht – ein Umstand, der in den flussabwärts liegenden Nilanrainern Sudan und Ägypten seit Jahrzehnten für eine vehemente Ablehnung des Projekts sorgte, am Ende vergeblich. 13 Turbinen erzeugen Wasserkraft mit einer Stromkapazität von mit bis zu 5.150 Megawatt. Bei der Inbetriebnahme am Dienstag wurden knapp 4.823 Megawatt erreicht. Damit wird Äthiopiens Stromkapazität ungefähr verdoppelt, so Experten.
Die äthiopische Regierung will hoch hinaus. Stromexporte nach Südsudan, Kenia und Tansania sollen Einnahmen von einer Milliarde US-Dollar generieren, womit die GERD-Baukosten von über vier Milliarden US-Dollar – sämtlich eigenfinanziert – schnell wieder hereingeholt werden dürften. Die Stromknappheit in der Hauptstadt Addis Abeba, die viele Menschen zur Nutzung von umweltschädlichen Dieselgeneratoren zwingt, soll der Vergangenheit angehören.
Und Äthiopien will zu einem afrikanischen Vorreiter der Elektromobilität werden. 2024 wurde ein Verbot der Einfuhr von Verbrennerautos ab 2030 beschlossen. Nach Regierungsangaben zählt das Land mit 130 Millionen Einwohnern 1,6 Millionen Autos, davon 115.000 Elektroautos. Zudem seien laut Regierung weitere Energieprojekte in Planung, darunter mehrere Atomkraftwerke.
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