Steigende Kontoführungsgebühren: Der Fluch der Niedrigzinsen

Zum neuen Jahr verlangen noch mehr Banken Geld für Girokonten. Die Preismodelle sind mitunter schwer zu vergleichen.

Zwei voll mit Goldmünzen gefüllte Hände.

Das Girokonto war mal eine günstige Sache Foto: ap

BERLIN taz | Kunden der Spardabank Münsterland haben Grund zum Ärger: Ab Anfang des Jahres müssen sie für ihre bisher kostenlosen Girokonten 4 Euro im Monat zahlen – wer kein regelmäßiges Einkommen hat, zahlt sogar 6 Euro. Allein Kunden, die nur Onlinebanking betreiben, zahlen weiterhin nichts.

Die Spardabank steht damit nicht allein da: Zum Jahreswechsel führten auch die Kreissparkasse Köln und die Spardabanken in Hessen und Hamburg ähnliche Gebühren ein. Andere, wie die Postbank und die HypoVereinsbank, erhöhten sie schon im vergangenen Jahr.

Kostenlose Konten werden immer seltener. Durch die niedrigen Zinsen geraten immer mehr Kreditinstitute finanziell unter Druck und führen Gebühren ein. „Seit etwa zwei Jahren können wir diesen Trend beobachten, aber im vergangenen Jahr hat er richtig Fahrt aufgenommen“, sagt Kerstin Backofen von der Stiftung Warentest.

Im Dezember 2016 gab es laut einer Untersuchung der Zeitschrift Finanztest von 241 untersuchten Kontenarten nur noch 25, die bedingungslos gebührenfrei waren. 32 Varianten waren zwar kostenlos, aber nur unter Bedingungen. So ist das Girokonto bei der Postbank noch immer gratis, wenn monatlich mehr als 3.000 Euro eingezahlt werden.

Die Zeitschrift, die zur Stiftung Warentest gehört, hatte Kontomodelle bei 104 Banken untersucht. Die Banken begründen die steigenden Preise mit den niedrigen Zinsen: Dadurch könnten sie ihre Dienstleistung nicht mehr kostenlos zur Verfügung stellen. „Vor einer historischen Herausforderung“ stünden die Institute, heißt es auch bei der GLS-Bank, die auf soziale und ökologische Kriterien Wert legt. Die Zinsen auf Sparkonten und Einlagen gingen zurück – genauso wie die Kreditzinsen. Damit sinke auch die Marge, die bisher Haupteinnahmequelle der Bank war.

Verschiedene Konten schwer zu vergleichen

Die GLS-Hauptversammlung beschloss deshalb kürzlich, einen „GLS-Beitrag“ von 5 Euro monatlich einzuführen, zusätzlich zu den Kontogebühren von 3,80 Euro. „Pauschalmodelle mit einer monatlichen Grundgebühr sind häufig“, erklärt Backofen von der Stiftung Warentest. Daneben bieten viele Banken auch Konten ohne Grundgebühr an. Dafür kostet es extra, wenn sich Kunden Kontoauszüge in der Filiale ausdrucken oder Überweisungen auf dem Papier dort abgeben wollen. „Das macht es intransparent und schwierig, die Preise zu vergleichen“, so Backofen.

Kerstin Backofen, Stiftung Warentest

Wer mehr als 60 Euro Gebühren im Jahr zahlt, sollte sich Alternativen suchen

„Viele Banken schlagen ihren Kunden aufgrund ihrer Gewohnheiten passende Konten vor. Hier sollte man nicht einfach hinnehmen, was die Bank einem sagt“, so Backofen. Es reiche ein Blick auf die letzten Kontoauszüge, um zu wissen: Wie oft hebe ich Geld ab, wie oft brauche ich die Filialen überhaupt?

Kostenlose Konten gibt es oftmals noch als reines Onlinekonto oder bei Direktbanken, die keine Filialen haben. „Bei Kosten über 60 Euro im Jahr sollte man sich nach etwas anderem umschauen“, empfiehlt Backofen.

Weitere 24 Banken haben 2017 vor, ihre Preise zu erhöhen. Sie müssen ihren Kunden acht Wochen vorher Bescheid sagen – wer nicht einverstanden ist, darf ohne Frist und kostenlos kündigen.

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