Steuer-Razzia beim DFB: Skandal zur Unzeit

Der DFB soll Einnahmen aus Bandenwerbung nicht korrekt versteuert haben. Nun gab es eine Razzia. Der ruinierte Ruf kostet den Verband Werbekunden.

Hessen, Frankfurt/Main: Ein Anwalt des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) geht auf die DFB-Zentrale zu.

Zeit für den Anwalt: Die Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

Alle Jahre wieder steht beim DFB die Steuerfahndung vor der Tür. Es ist ja mittlerweile schon ein lieb gewonnenes Ritual bei dem offiziell gemeinnützigen und damit auch noch steuerbegünstigten Laden. Nach derzeitigem Verdacht sollen DFB-Vertreter „Steuerhinterziehung in besonders schweren Fällen“ begangen haben, indem Einnahmen aus Bandenwerbung von Länderspielen 2014 und 2015 „bewusst unrichtig deklariert“ wurden.

Nach Bild-Informationen wurden unter anderem die Domizile von Ex-DFB-Boss Reinhard Grindel, BVB-Boss Reinhard Rauball und DFB-Vize Rainer Koch durchsucht. Steuern in Höhe von 4,7 Millionen Euro soll der liebenswerte Verband umgangen haben. Was einem halt schon mal passieren kann, wenn so ein paar Nachkommastellen durchrutschen.

Und im Zweifel ist so eine Steuerhinterziehung ja immer für was gut: für fürstliche Aufwandsentschädigungen, für Präsidiumssitzungen mit sechsstelligen Kosten, für die Allgemeinheit eben. Der neuerliche Verdacht kommt für den DFB zur Unzeit. Der Verband und die DFL haben im Zuge der massiven Kritik rund um die Pandemie Demut und Bodenständigkeit gelobt.

Gerade startet die „Taskforce Zukunft Profifußball“, in der verdächtig viele MarketingvertreterInnen, aber auch ein paar Fans und Spieler sitzen dürfen, um Reformvorschläge für den (Männer-)Fußball zu unterbreiten. Der Steuerskandal lässt für den verkündeten Reformwillen Schlechtes vermuten. Ändern will hier kaum jemand was. Gewiss, noch hat der Verband all seine Machenschaften juristisch weitgehend unbeschadet überstanden.

Aber die öffentliche Akzeptanz für den Filz der Sportverbände sinkt seit Jahren. Das spürt auch der DFB, der zuletzt Werbepartner wie SAP, Bitburger und McDonald’s verlor. Der öffentliche Mentalitätswandel wird keinen Verband zu Fall bringen, aber er offenbart eine Institution, die immer noch nicht begriffen hat, worum es geht. Zunehmend mehr Fans dürften befinden, dass dieser organisierte Fußball nicht reformierbar ist. Das ist ein Problem. Und zwar in erster Linie für die DFL und den DFB.

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Jahrgang 1991, studierte Journalismus und Geschichte in Dortmund, Bochum, Sankt Petersburg. Schreibt für die taz seit 2015 vor allem über politische und gesellschaftliche Sportthemen zum Beispiel im Fußball und übers Reisen. 2018 erschien ihr Buch "Wir sind der Verein" über fangeführte Fußballklubs in Europa. Erzählt von Reisebegegnungen auch auf www.nosunsets.de

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