piwik no script img

Strafzölle für chinesische E-AutosEin Schaden für die Energiewende

Susanne Schwarz
Kommentar von Susanne Schwarz

Strafzölle für E-Autos begünstigen zweifelhafte Hybrid-Autos. Die EU sollte ihre Praxis der Strafzölle auf klimafreundliche Produkte überdenken.

Präsentation des neuen Yangwang U8 Hybrid-Elektrofahrzeugs auf dem 91. Internationalen Automobil-Salon Genf (GIMS) in Genf, Schweiz Foto: Cyril Zingaro/epa

F ürs Klima droht das nach hinten loszugehen: Seit Oktober 2024 erhebt die EU Strafzölle von bis zu 45 Prozent auf in China produzierte E-Autos, um die dortigen Subventionen auszugleichen. Jetzt setzen die chinesischen Hersteller wie BYD oder Saic verstärkt darauf, Hybridautos nach Europa zu exportieren – denn die sind von den Strafzöllen nicht betroffen.

Hybridautos kombinieren Verbrennungs- und Elektromotor. Entsprechend werden besonders Plug-in-Hybride, die man aufladen und vollelektrisch nutzen kann, gern als Innovation vermarktet, die das Beste aus zwei Welten vereint. Man könnte sie schließlich für die kurzen Alltagsstrecken elektrisch fahren – aber für die gelegentliche Fernfahrt Benzin tanken.

Nur zeigen Untersuchungen, dass es in der Realität oft anders läuft: Der Elektromotor kommt kaum zum Einsatz. Privat genutzte Plug-in-Hybride legen in Europa etwa 45 bis 49 Prozent ihrer Strecken strombetrieben zurück, Dienstwagen sogar nur 11 bis 15 Prozent. Das hat eine Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung und der gemeinnützigen Organisation International Council on Clean Transportation aus dem Jahr 2022 ergeben. Das Umweltbundesamt geht von 60 bis 80 Prozent elektrischer Fahrweise aus – die Fahrzeuge sind also nach offiziellen Angaben angeblich viel klimafreundlicher, als sie es der Studie nach sind.

Was tun? Es gibt erste Forderungen danach, auch in China produzierte Plug-in-Hybride mit Strafzöllen zu belegen. Dann wäre ihr Export nicht mehr attraktiver als der von E-Autos. Generell sollte die EU aber ihre auch bei Solaranlagen angewandte Praxis der Strafzölle auf klimafreundliche Produkte überdenken. Ja, Chinas Dumpingpreispolitik ist unfair – aber Europa hat die Herstellung von E-Autos lange verschlafen oder im Falle der Solarindustrie erst aufwendig aufgebaut und dann wieder politisch demontiert. Die Produkte aus China zu verteuern, schützt in gewisser Weise die hiesigen Hersteller, aber trifft auch die Ver­brau­che­r*in­nen – und im Zweifelsfall die Energie- und Verkehrswende.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Susanne Schwarz
Leiterin wirtschaft+umwelt
Jahrgang 1991, leitet das Ressort Wirtschaft + Umwelt und schreibt dort vor allem über die Klimakrise. Hat ansonsten das Online-Magazin klimareporter° mitgegründet.
Mehr zum Thema

0 Kommentare