Streit der Woche: „Nur der Zeppelin fliegt lautlos“

Wieviel Fluglärm muss man ertragen? Der Vorstand bei Cockpit e.V., fordert Akzeptanz. Dabei gäbe es gute Ideen für mehr Stille in der Luft.

Laut. Zu laut? Landeanflug in Raunheim bei Frankfurt. Bild: ap

Jörg Handwerg, Vorstandsmitglied des Cockpit e.V, hat eine grundsätzliche Akzeptanz für Fluglärm gefordert. Im Streit der Woche der aktuellen sonntaz schreibt er: „Was Lärm ist, ist individuell sehr verschieden. Wer es komplett ruhig will, muss abseits der Zivilisation wohnen.“

Fluglärm sei ein notwendiges Übel: „Es muss eine Abwägung zwischen den Vorteilen des Luftverkehrs und den negativen Auswirkungen geben“. Verkürze man die Betriebszeiten weiter, so führe dies nicht zu einer leichten Reduktion der Flüge, sondern das gesamte Geschäftsmodell würde nicht mehr funktionieren. „Arbeitsplätze würden in Deutschland verloren gehen. Die Gesellschaft insgesamt verliert.“

Allerdings gibt es schon viele Vorschläge, um den Fluglärm zu mindern. Gérard Feldzer, früherer Chef des Musée de l'Air, sagt, 80 Prozent der Lärmbelästigungen konnten reduziert werden. Zum Beispiel dadurch, dass die Flugzeuge in Spiralen starten und so schneller nach oben kommen. „Vielleicht sind 2040 stille Flugzeuge denkbar. Heute haben wir nur den Zeppelin, der lautlos fliegen kann... Wenn wir Zeit, Geld und schönes Wetter haben!“

Klaus-Peter Siegloch, Präsident der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, schreibt, dass Fluggesellschaften und Flughäfen bereits Milliarden in neue, leisere Flugzeuge investieren. Er relativiert die Auswirkungen des Fluglärms: „Jeder von uns, wenn er von A nach B reist, macht Lärm. Ganz gleich ob mit dem Auto, dem Zug oder mit dem Flugzeug. Die offizielle Lärmstatistik des Umweltbundesamtes zeigt : 15-mal so viele Deutsche sind von Straßen- und Schienenlärm betroffen wie von Fluglärm“.

„Ein Leben ohne Fluglärm ist für einen alt gewordenen Waldbauernbuben im Bayerischen Wald nicht nur denkbar, sondern eigentlich Normalität“, schreibt der Einsiedler Konrad Gierl, der in einem Dorf bei Viechtach lebt, direkt unter der großen internationalen Luftstraße Frankfurt – Wien – Orient. „Man hört die Flieger nicht, sondern sieht nur weiße Kondensstreifen am Himmel.“

In diesem Fall spielen Flugzeugen einen unerwartete Rolle: „Für manche Leute sind diese auch ein wenig Schönwetteranzeiger, denn je länger sie sind, desto stabiler ist die Hochdrucklage. Bei der Strecke Prag – München, die den Bayerischen Wald und den Böhmerwald direkt überquert, sieht man zwar die kleinen, silbernen Vögel, aber keine Kondensstreifen, nur ein leises Brummen ist zu hören.“

Die sonntaz-Frage beantworten außerdem Henning Thole, Arzt und Initiator des Arbeitskreises „Ärzte gegen Fluglärm“, Johann D. Wörner, vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und Peter Seelinger, Mitglied im Verein zur Förderung der Luftfahrthistorie der Pfalz – in der aktuellen sonntaz vom 30./31. März/1. April 2013.

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