Streit der Woche: Muss man Facebook jetzt verlassen?

Seit dem Börsengang wird Facebook immer kommerzieller. Die Folge: Nervige Werbung, Spam und mitreden darf man bald auch nicht mehr.

Daumen hoch oder runter? Bild: reuters

Künftig dürfen Facebooknutzer und Nutzerinnen noch weniger mitreden. Am 22. November hat Facebook angekündigt, das Mitspracherecht bei großen Veränderungen zu kippen. Bislang bestand die Möglichkeit, mit Abstimmungen über neue Regeln mit zu entscheiden. Die letzte Wahlbeteiligung betrug jedoch nur 0,04 Prozent, gefordert waren 30 Prozent. Deutsche Datenschützer hatten die Abstimmungen schon mehrfach kritisiert, weil die Beteiligungshürde ihrer Ansicht nach zu hoch sei.

Anstatt das Verfahren zu verbessern, will Facebook nun das Mitspracherecht einfach wieder abschaffen. In Zukunft soll es weitere Kommentarfunktionen und mehr Gelegenheiten geben, direkt Fragen an die Verantwortlichen für Datenschutz zu stellen, teilte man mit.

Seit dem Börsengang am 18. Mai 2012 wurde Facebook immer weiter kommerzialisiert, um die Käufer der Facebook-Aktien zu besänftigen. Diese mussten nach dem schlechten Börsenstart bis zu 40 Prozent Werteinbußen hinnehmen. Da Facebook sich hauptsächlich über Werbeeinnahmen finanziert, möchte das soziale Netzwerk vor allem mit zielgerichteter Werbung punkten. Dafür erlaubt Facebook einigen Werbevermarktern, gezielte Anzeigen auch an ihnen bekannte E-Mail-Adressen und Telefonnummern zu koppeln.

So soll Werbung stärker an das Surf-Verhalten der Nutzer und Nutzerinnen angepasst werden. Die müssen nun damit leben, dass ihnen „fancy leggins“ oder ähnlich Seltsames angeboten wird. Ende Oktober gab das soziale Netzwerk bekannt, dass die Werbeumsätze auf 1,09 Milliarden Dollar gestiegen seien. Das waren 36 Prozent mehr als in der Vorjahresperiode. Manche Nutzer und Nutzerinnen fühlen sich verkauft.

Die Liebe zu Facebook

Dennoch: Für viele ist Facebook nach wie vor ein unkomplizierter Weg um zu kommunizieren. Man kann neue und alte Freunde gewinnen, sich durch die Urlaubsbilder von Freunden klicken, einfach in Kontakt bleiben, am Leben der anderen teilhaben. Über eine Milliarde Menschen nutzen das soziale Netzwerk weltweit. Manche beginnen gar ihren Tag mit einem Blick auf Facebook. Für sie ist die Plattform wichtig, um zu erfahren, wo die nächste Party stattfindet oder welche Musik gerade angesagt ist.

Trotzdem haben sich bereits einige entschieden auszusteigen. Sie glauben, dass Facebook ihre Wahrnehmung einschränkt. Durch personalisierte Filtereinstellungen entgingen einem viele Informationen. Die Problematik beschreibt der Internetaktivist Eli Pariser in seinem Buch „Filter Bubble: Wie wir im Internet entmündigt werden“.

Aber ab wann ist der Punkt erreicht, dass man Facebook mit all seinen Vor- und Nachteilen aufgibt? Ist es die neueste Änderung? Das Ende des Mitspracherechts?

Muss man Facebook jetzt verlassen?

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