Streit um Museum: Die Weserburg wehrt sich

Während der Betriebsrat der Weserburg Klage androht und den Rücktritt des Stiftungsratsvorsitzenden fordert, entpuppt sich dessen Gutachten eher als Plagiat.

Auf Sand gebaut ist die Weserburg noch immer, aber immerhin zeichnet sich jetzt ab, dass sie hier auf dem Teerhof bleibt Bild: Simone Schnase

Klaus Sondergeld (SPD) soll als Vorsitzender des Stiftungsrates der Weserburg zurücktreten. Das fordert deren Betriebsrat. Sondergeld lehnt ab: Er sehe dazu „keine Veranlassung“.

Dass sich die MitarbeiterInnen des Museums für moderne Kunst öffentlich gegen Sondergeld wehren, ist neu. Sie sehen in ihm vor allem einen verlängerten Arm des Kulturressorts – und einen, der die Weserburg schrittweise abwickeln, zu einer Ausstellungshalle degradieren will. Sondergelds Vision sieht eine radikale Verkleinerung der Fläche von 5.500 auf 1.500 Quadratmetern vor.

Sie wird durch ein jetzt veröffentlichtes Kurz-Gutachten des früheren Direktors des Münchner Lenbachhauses, Helmut Friedel, gestützt. Recherchen der Kreiszeitung ergaben, dass wesentliche Teile des Textes schlicht abgeschrieben sind – aus alten Vorlagen des SPD-geführten Ressorts für die Kulturdeputation. Sogar deren Kommafehler übernahm Friedel, analysierte die Kreiszeitung.

Einen eigenen Gedanken hatte Friedel aber doch: Er votierte für den Verbleib der Weserburg auf dem Teerhof. Sondergeld war hingegen für einen Umzug in einen Neubau in den Wallanlagen und eine auch personell enge Kooperation mit der Kunsthalle.

Nun spricht er davon, dass man sich mit dem Kulturressort „im Grundsatz“ auf einen Fünf-Jahres-Plan geeinigt habe, mit dem Teerhof als Standort. „Sehr erfolgreich“ habe er sich um die Weserburg bemüht, sagt er.

Deren Betriebsrat macht ihm indes heftige Vorwürfe – und präsentierte am Freitag seinerseits ein Gutachten. Es kommt vom Rechtsprofessor Christoph Stumpf, der für eine Hamburger Anwaltskanzlei arbeitet. Darin steht, dass die Weserburg einen rechtlichen durchsetzbaren Anspruch auf angemessene Finanzierung habe – ganz ohne Haushaltsvorbehalt. Die Höhe ergebe sich aus der Fortschreibung der ursprünglichen Zuwendungen, sagt Stumpf. Früher waren das 1,4 Millionen Euro, jetzt sind es 300.000 weniger.

Gegen die Stadt durchsetzen müsste diesen Anspruch der Stiftungsrat mit Sondergeld an der Spitze. Der denkt nicht daran – und sagt, die Höhe der Mittel für die Weserburg liege im „billigen Ermessen“ der Stadt. Das Museum „ist nicht nur Almosenempfänger“, entgegnet der Betriebsratschef Dietrich Reusche. Er spricht von einer Pflichtverletzung Sondergelds und ruft nun die Stiftungsaufsicht auf den Plan – die aber sitzt im SPD-geführten Innenressort. Handelt die nicht, kann das Schadenersatzansprüche nach sich ziehen, so das Gutachten.

Es hat ferner „grundsätzliche Zweifel“, ob die Weserburg überhaupt einen satzungsgemäßen Vorstand hat. Das wäre der Direktor, und den hat das Museum nicht, seit Carsten Ahrens vor bald zwei Jahren geschasst wurde. Peter Friese darf ihn nur als Vize vertreten. „Das ist ein Vakuum, das gar nicht existieren darf“, so Reusche. Der Betriebsrat droht nun mit Klage, damit „ein Notvorstand“ berufen wird – zuständig wäre das Amtsgericht. Sondergeld will sich erst mal an die Stiftungsaufsicht wenden.

Am Dienstag debattiert die Kulturdeputation wieder über das Thema. Entscheiden wird sie nicht, nur zur Kenntnis nehmen. Die Kulturbehörde soll weiter alles prüfen, fordert ihre Vorlage. Ansonsten sieht sie für die Weserburg die Kunst des 21. Jahrhunderts als „neues Alleinstellungsmerkmal“. Das ist sehr skurril: Sie ist auch Alleinstellungsmerkmal der Gesellschaft für aktuelle Kunst, des Künstlerhauses, der Städtischen Galerie.

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