Streit um eine Kirche: Ende eines Denkmals

Der Umbau der St.-Hedwigs-Kathedrale durch die katholische Kirche hat begonnen. Jetzt könnten nur noch zivilrechtliche Klagen helfen.

In dieser Kirche soll es repräsentativer werden: die St. Hedwigs-Kathedrale Foto: dpa

Besonders schade ist es um die Idee des Architekten Hans Schwippert, in seiner Sanierung der Kirche Ende der 1960er Jahre den durch Bomben verursachten Durchbruch ins Untergeschoss offen zu zeigen. Die St.-Hedwigs-Kathedrale in Mitte ruht nämlich auf Gebeinen von Widerstandskämpfern gegen den Na­tionalsozialismus.

Einer von ihnen war der Priester Bernhard Lichtenberg, der während der nationalsozialistischen Diktatur sehr laut und deutlich für die Verfolgten eintrat. 1941 wurde er verhaftet, 1943 starb er auf dem Weg nach Dachau. Nicht zu Unrecht bezeichnen Kenner der St.-Hedwigs-Kathedrale das Bauwerk deshalb als „Mahnmal für den Frieden“. Sie kritisieren die Kirche, sie wolle mit der Vergangenheit abschließen. Sie wolle außerdem auch die dürftige Nachkriegszeit hinter sich lassen, deren Geist die Kathedrale bis zuletzt verkörperte. Die Kirche wolle endlich auch in Berlin vernünftig repräsentieren.

Seit 2013 ist bekannt, dass das Erzbistum die Kathedrale für schätzungsweise 60 Millionen Euro umbauen will, dass unter anderem der Durchbruch mit einem Altar verschlossen werden soll. Kultursenator Klaus Lederer (Linke) hatte die Pläne Anfang dieses Jahres gegen Bedenken der Landesdenkmalbehörde genehmigt. Es liegt vermutlich an Klagen, die Nachfahren des Architekten Hans Schwippert und anderer am Bau beteiligter Künstler Anfang September vor dem Landgericht und dem Verwaltungsgericht eingereicht haben, dass das Thema am Montagnachmittag noch einmal Thema im Kulturausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses ist. Man habe sich an die Trennung zwischen Kirche und Staat halten müssen, wiederholt Lederer die Begründung seiner damaligen Entscheidung, dem Umbau „schweren Herzens“ zuzustimmen – es gehe einfach nicht, sich in gottesdienstliche Belange einzumischen, sagt er.

Keine innerkirchliche Angelegenheit

Alfred Molter, der 1991 bis 2001 für die CDU im Berliner Abgeordnetenhaus saß und heute für den Erhalt der Kathedrale kämpft, hält vorm Ausschuss dagegen: Die St.-Hedwigs-Kathedrale sei keine innerkirchliche Angelegenheit, weil sie ein Denkmal sei – und weil für den Umbau auch Steuergelder fließen werden: 12 Millionen vom Bund, 8 Millionen vom Land. Zuletzt geisterte durch die Presse, Erzbischof Heiner Koch wolle sich ein großzügiges Penthouse einrichten: ausgerechnet an einem Ort, der jetzt noch karitativ genutzt wird.

Klaus Lederer steht spürbar unter Rechtfertigungsdruck an diesem Montagnachmittag. Und dennoch will keinem einfallen, wie man das berühmte Kind im Brunnen jetzt noch wiederbeleben könnte. Am Ende sagt Daniel Wesener (Grüne), der neben dem Kultur- auch noch im Hauptausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses sitzt, die angesprochenen 8 Millionen seien nicht direkt für den Umbau bewilligt worden, sondern viel allgemeiner für „denkmalpflegerische Maßnahmen“ in der alten Mitte. „So etwas nicken wir nicht einfach ab.“

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