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Stromausfall in Berlins SüdostenPolizei vermutet politisches Motiv hinter Brandanschlag

Ein mutmaßlicher Anschlag auf zwei Strommasten führt zu einem großen Stromausfall. Weitere Anschläge gibt es mit Bezug zur Rigaer 94.

So sieht es aus wenn der Berliner Südosten ohne Strom ist Foto: Jens Kalaene/dpa

Berlin taz | 43.000 Haushalte und 3.000 Gewerbe im Südosten waren seit dem frühen Dienstagmorgen ohne Strom. Grund ist der Brand von zwei Hochspannungsmasten am Königsheideweg in Johannisthal im Bezirk Treptow-Köpenick, der der Feuerwehr gegen 3.30 Uhr gemeldet wurde, wie eine Polizeisprecherin auf Anfrage der taz sagte.

Es stehe der Verdacht im Raum, dass es sich „um eine vorsätzliche Brandstiftung handelt“, eine „politische Tatmotivation könne nicht ausgeschlossen werden“, so die Sprecherin. Beamte der Kriminaltechnik seien für „Spurensuche und Spurensicherung“ vor Ort. Die Ermittlungen hat der für politisch motivierte Straftaten zuständige Staatsschutz des Landeskriminalamts übernommen.

Der Stromausfall betraf Teile von Altglienicke, Grünau, Adlershof, Spindlersfeld, Alt-Johannisthal und Oberschöneweide. Bei den Masten handele es sich laut Polizei um „besondere Objekte mit erheblichen Auswirkungen“. Die Verkehrsinformationszentrale teilte mit: „Die S-Bahnen und Straßenbahnen fahren nicht, Ampeln sind ausgefallen, Haushalte betroffen.“

Die Polizei war nach eigener Auskunft mit vielen Einsatzkräften vor Ort, sowohl um den Verkehr zu regeln, als auch um die Be­woh­ne­r:in­nen der betroffenen Stadtteile zu informieren. Zum Einsatz kamen dabei mobile Wachen und Lautsprecherwagen.

Kampf um die Rigaer 94

In der Vergangenheit hatte es immer wieder Anschläge auf die Infrastruktur gegeben, die zu großen Stromausfällen oder einer Unterbrechung des Bahn-Verkehrs führten. Wiederholt gab es im Nachhinein Bekennerschreiben aus der linken Szene, unterschrieben von einer „Vulkangruppe“. Im vergangenen Jahr hatte der Anschlag auf einen Strommast in Grünheide die Tesla-Fabrik lahmgelegt. Zu dem Brand am Dienstag gab es vorerst kein Bekennerschreiben.

Für zwei weitere Brandanschläge in den vergangenen Tagen reklamierten Schreiben, die auf der linken Internetplattform Indymedia veröffentlicht wurden, dagegen die Verantwortung. In der Nacht zu Montag waren auf einem Parkplatz in der Siemensstadt in Spandau vier Transporter des Wohnungskonzerns Vonovia in Flammen aufgegangen. Laut dem Schreiben seien dabei Brandsätze mit Zeitzündern verwendet worden. Neben einer langen Kritik an den Praktiken von Vonovia erklärten sich die Au­to­r:in­nen zudem mit dem linksradikalen Hausprojekt Rigaer Straße 94 solidarisch.

Gegen die Be­woh­ne­r:in­nen des Hauses sowie die Kneipe „Kadterschmiede“ kommt es in den kommenden Wochen zu einer Vielzahl von Gerichtsprozessen, die die Existenz des Projektes bedrohen. Bereits am Mittwoch wird eine Räumungsklage gegen die letzte Wohnung im Hinterhaus verhandelt, für die es derzeit noch einen Mietvertrag gibt. Nachdem bereits vor zwei Wochen Büroräume des Haus-Eigentümers am Kurfürstendamm verwüstet worden waren, gab es am Sonntagabend eine weitere Attacke.

Einem Bekennerschreiben zufolge sei ein Restaurant in der Oranienburger Straße verwüstet worden, das von der Tochter des Rigaer 94-Eigentümers geführt werden soll. Demnach habe man „mit schwerem Werkzeug, durch die geschlossenen Rollläden, Tür und Fenster des Restaurant Breggs“ geschlagen und den Schriftzug „R94 bleibt“ an die Fassade gesprüht.

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