Studium: Hochschule muss abspecken

30 Prozent der Studienplätze abgebaut werden, sagt die Rektorin der Hochschule. Mehr Geld vom Land gibt es nicht.

In der Hochschule Bremen kann man auch Chinesisch lernen. Noch. Bild: dpa

Die Hochschule Bremen schlägt Alarm. Zwar ist der neue Hochschulentwicklungsplan noch nicht fertig – klar ist aber: Die Hochschule wird ihre Studierendenzahlen massiv reduzieren müssen. Die Gesellschaftswissenschaften fürchten sogar eine „Zerschlagung“ ihrer Fakultät.

Im Wintersemester 2011/12 hatte die Hochschule insgesamt 1.871 Studierende im ersten Semester aufgenommen – finanzierbar werden künftig aber nur 1.200 sein. Dass das geringfügige Einwohnerwachstum, auf das die Stadtgemeinde Bremen stolz ist, sich vollkommen durch die steigende Zahl der gemeldeten Studierenden erklären lässt, zählt nicht. Das Argument, dass doch in den kommenden Jahren eher mehr als weniger Studierende an die bundesdeutschen Hochschulen und Universitäten drängen werden und die international und praxisorientierte Ausbildung der Hochschule Bremen einen guten Ruf hat, hilft nicht: Bremen kann sich so viele Hochschul-Plätze nicht leisten.

Rund die Hälfte der 8.000 Studierenden der Hochschule kommen aus anderen Bundesländern. Selbst wenn die alle ihren Wohnsitz nach Bremen verlegen würden, brächte das über den Länderfinanzausgleich „nur“ rund zwölf Millionen Euro im Jahr an zusätzlichen Einnahmen. Die Zuschüsse an die Hochschule werden nicht gesenkt, versichert die senatorische Behörde. Aber sie werden auch nicht erhöht.

Allerdings hat die Hochschule de facto derzeit mehr Geld zur Verfügung. Die Grundfinanzierung des Landes beträgt rund 35 Millionen Euro, gut fünf Millionen kommen über den Hochschulpakt dazu. „Seit Jahren ist unser Haushalt unterfinanziert, dennoch konnten wir bislang dank der zusätzlichen Mittel aus dem Hochschulpakt die hohe Aufnahmequote von Erstsemestern stemmen“, sagt die Rektorin Karin Luckey. Doch diese Förderung läuft nach 2015 aus. Ein weiteres Risiko seien die im Haushalt „unzureichend bemessenen“ jährlichen Steigerungsraten für die Tariferhöhungen im öffentlichen Dienst.

In einem „strategischen Entwicklungsplan“ hat die Hochschulleitung nun die aus ihrer Sicht notwendigen Schritte skizziert: HochschullehrerInnen-Stellen müssen abgebaut werden, Studiengänge ganz geschlossen oder zumindest miteinander verschmolzen werden. Die fetten Jahre der Expansion sind vorbei. Die Fakultät 1 etwa, in der die Studiengänge wie Tourismusmanagement oder Volkswirtschaft, aber auch Wirtschaftssprachen angesiedelt sind, soll von derzeit 500 auf 360 Studienanfänger-Plätze schrumpfen, die Gesellschaftswissenschaften von 240 auf 144. Die Fakultät 5, die von der Raumfahrttechnik und Bionik bis zum Maschinenbau oder Schiffbau reicht, soll nicht mehr 510 Studienanfänger jedes Jahr aufnehmen, sondern nur noch 288. Die Hochschule will dabei nach eigenem Bekunden nicht mit dem Rasenmäher kürzen, sondern gleichzeitig das Profil der Studienangebote schärfen. Sie müssten gezielt reduziert werden, heißt es in dem internen Strategiepapier. Und zwar nicht nur da, wo HochschullehrerInnen aus Altersgründen ausscheiden. Auch wenn das als „schmerzhaft erlebt wird“.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.