Südkoreas Ex-Präsidentin verhört: Park Geun-hye will kooperieren

In der Korruptionsaffäre um die frühere Staatschefin gab es die erste Befragung durch die Staatsanwaltschaft. Hunderte Anhänger demonstrierten für Park.

Von nationalem Interesse: Park Geun-hyes Ankunft bei der Staatsanwaltschaft Foto: ap

SEOUL rtr/afp | In Südkorea hat die Staatsanwaltschaft am Dienstag die entmachtete Präsidentin Park Geun-hye zu Vorwürfen der Korruption und des Amtsmissbrauchs verhört. Als sie bei der Anklagebehörde in Seoul eintraf, entschuldigte sich die Politikerin bei ihren Landsleuten und versprach, bei den Ermittlungen zu kooperieren. Vor dem Gebäude demonstrierten fahnenschwenkende Anhänger der 65-Jährigen.

Park drohen eine Anklage wegen Bestechung und mehr als zehn Jahre Haft, falls sie schuldig gesprochen wird, Schmiergeld von Firmenbossen wie etwa Samsung-Chef Jay Y. Lee entgegengenommen zu haben. Vor ihrem Haus in Seoul und der Staatsanwaltschaft versammelten sich Hunderte ihrer Anhänger.

Park war im Dezember vom Parlament ihres Amtes enthoben worden, nachdem hunderttausende Menschen auf die Straßen gegangen waren und ihren Rücktritt gefordert hatten. Vor anderthalb Wochen bestätigte das südkoreanische Verfassungsgericht die Amtsenthebung. Park stürzte über eine Korruptionsaffäre ihrer engen Vertrauten Choi Soon Sil, die mittlerweile in Haft sitzt.

Choi soll ihre Beziehungen zu der südkoreanischen Präsidentin ausgenutzt haben, um Millionenspenden von Firmen für Stiftungen einzutreiben und sich persönlich zu bereichern. Park wird dabei vorgeworfen, Unternehmen wie Hyundai und Posco unter Druck gesetzt zu haben, Aufträge an Firmen oder Personen zu vergeben, die wiederum mit Choi in Verbindung stehen. Auch der Samsung-Konzern ist in die Affäre verwickelt, weil zwei Manager Chois Tochter begünstigt haben sollen.

Außerdem muss sich Park dafür verantworten, ihrer Freundin eine Einmischung in die Regierungsgeschäfte erlaubt zu haben, darunter die Ernennung von Diplomaten und Regierungsvertretern. Park wies mehrfach jedes Fehlverhalten zurück und warf ihrer Vertrauten vor, ihre Freundschaft ausgenutzt zu haben.

Der Anwalt darf nur in den Pausen reden

Parks Konvoi säumten am Dienstag zahlreiche Unterstützer auf den Straßen, die Fahnen schwenkten und Porträts der entmachteten Präsidentin in den Händen hielten. Die Befragung durch die Staatsanwaltschaft ist im südkoreanischen Rechtssystem eine Voraussetzung für eine Anklage. Park musste sich am Dienstag den Fragen von zwei Staatsanwälten und einem weiteren Ermittler stellen. Ihr Anwalt durfte nicht eingreifen, sondern sie lediglich in Verhörpausen beraten.

„Sie hat gut kooperiert“, zitierte die Nachrichtenagentur Yonhap einen der Staatsanwälte. Demnach sollte sie nach dem Verhör wieder nach Hause zurückkehren. Die Ermittler sprachen Park mit „Frau Präsidentin“ an, im Protokoll wurde sie als „Verdächtige“ bezeichnet.

Park war die erste Frau im Präsidentenamt in Südkorea. Sie wurde 2012 zur Staatschefin gewählt. Die Korruptionsaffäre ließ ihre einst hohen Zustimmungswerte aber in den Keller rauschen.

Anfang Mai findet nun eine vorgezogene Neuwahl statt, um Parks Nachfolger zu bestimmen. Ihre konservative Regierungspartei Saenuri nahm allerdings erheblichen Schaden. Anfang Februar benannte sich die Partei im Bemühen um einen Neustart in Liberales Korea um.

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