Suren Gazaryan flieht nach Estland: Umweltschützer sucht Asyl

Er protestiert in Russland gegen Umweltzerstörung und Korruption, der Regierung ist er ein Dorn im Auge. Jetzt ist der Aktivist Suren Gazaryan geflüchtet.

Suren Gazaryan flieht vor der russischen Justiz nach Estland. Bild: Nikolay Khizhnyak

Drei Jahre Haft auf Bewährung. Dazu war Suren Gazaryan Ende Juni letzten Jahres von einem Gericht in Tuapse in der russischen Region Krasnodar Kraj verurteilt worden. Der Vorwurf: Hooliganismus.

Er habe den Zaun einer Villa beschädigt. Kurz vor Weihnachten ist Gazaryan nach Estland geflohen und hat politisches Asyl beantragt. Zwischenzeitlich hatte die russische Staatsanwaltschaft eine weitere Anklage gegen ihn erhoben. Womit die Umwandlung der Bewährungsstrafe in einen langjährigen Gefängnisaufenthalt drohte. Der Vorwurf: Er habe einen Wachmann bedroht, der ein privates Grundstück bewachte.

Der 38-jährige Gazaryan ist Diplombiologe und international bekannter Fledermausexperte. Er gehört der Umweltgruppe „Environmental Watch on North Caucasus“ an, die mit ihren Aktionen gegen die Umweltzerstörung im Zusammenhang mit den Baumaßnahmen für die Winterolympiade in Sotschi 2014 sowie gegen Korruption der russischen Machtelite und deren illegale Bauten am Ufer des Schwarzen Meers und inmitten öffentlicher Waldgebiete kämpft. Dabei hatte er sich auch des „Hooliganismus“ schuldig gemacht: mit Protestslogans, die er an den Zaun einer in einem Naturschutzgebiet errichteten Villa malte, die angeblich dem Gouverneur von Krasnodar Kraj gehört.

Anfang Dezember war Gazaryan, der sich auch an den Protesten gegen den Autobahnbau durch den „Chimki-Wald“ bei Moskau beteiligt hatte, öffentlich zur Fahndung ausgeschrieben worden, weil er einer Ladung zur polizeilichen Vernehmung nicht gefolgt sei. Eine Anklage, die – so die Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ (HRW) – „so fabriziert wurde“, um ihn auf bis zu fünf Jahre „hinter Gitter und damit zum Schweigen zu bringen“. HRW nahm den Fall zum Anlass, ein „Ende der eklatanten Vergeltungsmaßnahmen gegen Kritiker der Regierung“ zu fordern.

„Ich wollte nicht in den Knast“, begründet Gazaryan seinen Asylantrag: „Und keine neue Demütigung durch ein weiteres Gerichtsverfahren.“ Nach Russland werde er „vielleicht zurückkehren, wenn Putin stirbt, plötzlich Gnade zeigen sollte oder die Anklagen gegen mich fallen gelassen werden“.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.