TV-Debatte zwischen Trump und Biden: Geht doch!

Das zweite TV-Duell in den USA war inhaltlich aufschlussreicher als die erste Debatte. Trump rief weniger oft dazwischen.

Donald Trump und Joe Biden sind nebeneinaner auf einem Bildschirm zu sehen, der sich vor einer US Flagge befindet.

Donald Trump und Joe Biden im Livestream beim TV Duell am Donnerstag Foto: Xinhua/imago

WASHINGTON taz | US-Präsident Donald Trump und sein demokratischer Herausforderer Joe Biden haben es allen Erwartungen zum Trotz geschafft, eine gesittete und über weite Strecken informative Debatte zu führen. Die beiden Spitzenkandidaten standen sich am Donnerstagabend im letzten TV-Duell vor den Präsidentschaftswahlen auf der Bühne gegenüber. Die persönlichen und politischen Unterschiede zwischen den beiden kamen dabei erneut deutlich zum Ausdruck.

Im Gegensatz zum ersten Aufeinandertreffen vor knapp einem Monat hielt sich Trump dieses Mal stark zurück. Zwischenrufe und persönliche Angriffe vonseiten des Präsidenten waren die Ausnahme und nicht die Regel. Das Resultat war eine substanzielle Diskussion, die es den Zuschauern ermöglichte, sich ein finales Bild über die beiden Kandidaten und deren Pläne zu machen.

Die Entscheidung der Organisatoren, die Pultmikrofone bei Bedarf stummzuschalten, erwies sich als goldrichtig. Auch gelang es Moderatorin Kristen Welker, die normalerweise für den US-Sender NBC aus dem Weißen Haus berichtet, die 90-minütige Debatte auf Kurs zu halten.

Gleich beim ersten Themenschwerpunkt, der anhaltenden Coronakrise, machte Biden seine Ambitionen auf das Präsidentenamt deutlich. „220.000 Amerikaner sind tot. Falls Sie heute Abend nichts anderes von dem hören, was ich sagen sollte, hören Sie dies: Jemand, der für so viele Tote verantwortlich ist, sollte nicht weiter Präsident der Vereinigten Staaten sein.“

Biden: Trump hat weiterhin keinen Plan gegen Corona

Der frühere Vizepräsident übte harsche Kritik am Krisenmanagement des Präsidenten. „Es ist derselbe Kerl, der Ihnen erzählte hatte, dass bis Ostern alles vorbei sei. Es ist derselbe Kerl, der erklärte: ‚Machen Sie sich keine Sorgen, bis zum Sommer ist alles vorüber‘“, sagte Biden zu Trumps Plänen zur Bekämpfung des Virus. „Wir stehen vor einem dunklen Winter und er hat weiterhin keinen Plan.“

Die Zahl der Corona-Infektionen hat in den letzten Wochen in vielen Regionen der USA wieder stark zugenommen. In den vergangenen sieben Tagen verzeichneten die Vereinigten Staaten durchschnittlich mehr als 58.000 Neuinfektionen pro Tag. Gleich 14 Bundesstaaten vermeldeten vergangene Woche bei den Krankenhauseinweisungen neue Rekorde.

Trump verteidigte sein Vorgehen und verkündete, ein Impfstoff werde innerhalb weniger Wochen zur Verfügung stehen. Er widersprach damit zum wiederholten Male den führenden Wissenschaftlern innerhalb seiner eigenen Regierung. Diese gehen nämlich davon aus, dass ein Impfstoff erst Mitte des nächsten Jahres zur Verfügung steht. Auf Nachfrage der Moderation revidierte der 74-Jährige seine Aussage letztlich und erklärte, er könne eine Verbreitung des Impfstoffes innerhalb weniger Wochen „nicht garantieren“.

Trump: Coronatote sind nicht meine Schuld, sondern Chinas

Als Biden ihn aufforderte, endlich Verantwortung für die mehr als 220.000 Coronatoten im Land zu übernehmen, sagte Trump einen Satz, der in den sozialen Netzwerken für viele die Aussage des Abends war: „Ich übernehme die Verantwortung, aber es ist nicht meine Schuld, dass es zu uns gekommen ist. Daran ist China schuld“. Ein Schuldeingeständnis, das keines war.

Trotz der aktuellen Umfragewerte, in denen Trump mit bis zu zehn Punkten zurückliegt, war es Biden, der über die gesamte Debatte hinweg angriffslustiger wirkte. Er warf dem Präsidenten unter anderem vor, mit „Thugs“, also Verbrechern und Tyrannen, zu verhandeln. Er spielte damit vor allem auf dessen Beziehungen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, Chinas Xi Jinping oder dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un an.

Trump versuchte dagegenzuhalten, doch außer unbewiesenen Verschwörungstheorien, die den früheren Vizepräsidenten der Korruption beschuldigen, hatte der Präsident nicht viel zu bieten.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Trumps bester Moment des Abends kam, als es um die Zukunft der Öl- und Gasindustrie ging. Trotz des steigenden Anteils von erneuerbaren Energien im Land spielen Öl und Gas noch immer eine wichtige Rolle für die Wirtschaft vieler US-Bundesstaaten. Vor allem das Fracking, mit dem es möglich ist, die fossilen Rohstoffe aus zuvor nicht erschließbaren Gesteinsschichten zu entnehmen, steht zur Debatte.

Trump will auch in einer zweiten Amtszeit der Öl- und Gasindustrie ermöglichen, in bislang unerschlossenen Regionen oder auf staatseigenen Ländereien Bohrungen vorzunehmen. Biden will hingegen sowohl das Fracking wie auch die Öl- und Gasindustrie in den nächsten Jahrzehnten durch erneuerbare Energien ersetzen. Für ihn sind es umweltschädigende Technologien, die zum Klimawandel beitragen.

Biden für Erneuerbare, Trump für die Ölindustrie

„Würdest du die Ölindustrie dichtmachen?“, fragte Trump seinen Kontrahenten. „Ja, ich würde einen Ausstieg aus der Ölindustrie einleiten“, erwiderte Biden.

In Texas, North Dakota oder im Swing State Pennsylvania dürfte man dies nicht gern gehört haben. Trump behauptete zudem, dass der 77-jährige Biden vorhabe, das US-Gesundheitssystem zu verstaatlichen. Trump will das von Präsident Barack Obama geschaffene Gesundheitssystem Obamacare abschaffen. Der US-Supreme Court wird am 10. November über dessen Rechtmäßigkeit verhandeln.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Es war die mit Abstand aufschlussreichste Debatte. Ob sie allerdings in den Köpfen der WählerInnen etwas verändert hat, bleibt abzuwarten. Zwar wird am 3. November gewählt, doch wegen des hohen BriefwählerInnenanteils wird in diesem Jahr damit gerechnet, dass ein offizielles Ergebnis erst Tage oder vielleicht gar Wochen später feststehen wird.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Am 3. November 2020 haben die USA einen neuen Präsidenten gewählt: Der Demokrat Joe Biden, langjähriger Senator und von 2009 bis 2017 Vize unter Barack Obama, hat sich gegen Amtsinhaber Donald Trump durchgesetzt.

▶ Alle Grafiken

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.