TV-Show aus dem Programm genommen: Maulkorb für Ägyptens Star-Satiriker

Er war der politische Spaßvogel der Revolution. Nun hat der Fernsehsender CBC Bassem Youssefs beliebte Show abgesetzt – nach Kritik an der Militärführung.

Vom Youtube-Star zum Stern am Satiriker-Himmel: Bassem Youssef auf einem Plakat in Kairo. Bild: dpa

KAIRO/BERLIN afp/taz | Nach Kritik an der ägyptischen Militärführung ist die beliebte TV-Show des Satirikers Bassem Youssef unmittelbar vor Beginn der Sendung am Freitagabend abgesetzt worden. Der private TV-Sender CBC begründete dies damit, dass Youssef gegen die redaktionellen Grundsätze verstoßen habe. Das Programm werde erst fortgesetzt, „wenn die technischen und geschäftlichen Probleme gelöst sind“, erklärte CBC.

Die Produktionsgesellschaft der Show wies die Vorwürfe zurück und teilte mit, sie habe alle Vereinbarungen eingehalten. Nach einer viermonatigen Zwangspause war die Sendung am 25. Oktober wieder angelaufen. In dieser ersten Ausstrahlung seit dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi, der ab Montag in Kairo vor Gericht steht, hatte Youssef den neuen Militärmachthaber Abdel Fattah al-Sisi aufs Korn genommen, wenn auch nicht so scharf wie früher die Muslimbrüder.

In einer Szene (Minute 48:00) versucht ein Konditor, dem Kunden Youssef Gebäck mit al-Sisis Gesicht zu verkaufen. Youssef möchte ein Viertelpfund, worauf der Konditor drohend sagt. „Was, Sie mögen al-Sisi nicht?“ Und Youssef entgegnet schnell: „Ich nehme alle.“ Solche Süßigkeiten gibt es in Ägypten tatsächlich.

Youssef hatte bereits unter Mursi Probleme mit der Justiz. Im April war ein Haftbefehl gegen ihn ausgestellt worden. Die Vorwürfe lauteten Beleidigung des Präsidenten und des Islam. Nach einem Verhör war er gegen Kaution freigekommen. Nach der Sendung vom 25. Oktober reichten verärgerte Zuschauer erneut Klage gegen ihn ein.

Doch Youssef hat auch Fans. Nach der Absetzung der Sendung versammelten sich Anhänger vor dem Theater, in dem die Sendungen aufgenommen werden. Auf Twitter schlugen andere vor, Youssef solle seine Show künftig auf YouTube verbreiten. Dort hatte er ursprünglich begonnen, wurde aber schnell zum TV-Star. Viele vergleichen ihn mit dem US-Amerikaner Jon Stewart, den Youssef daher zu einer seiner Sendungen einlud.

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Unterstützung kam auch von einstigen Unterstützern des Militärs. Mahmoud Badr von der Tamarod-Bewegung, die im Juni die Massendemonstrationen für die Absetzung Mursis initiiert hatte, erklärte seine Solidarität mit Youssef. Friedensnobelpreisträger Mohammed al-Baradei schloss sich dem an. Und Amr Mussa, Vorsitzender des Verfassungskomitees, bezeichnete die Entscheidung des Fernsehsenders als unklug, da sie Befürchtungen über die Beschränkung von Freiheiten auslösen könne. BS

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