Tag gegen Rassismus: Countdown um fünf vor zwölf

Am Tag gegen Rassismus lassen BerlinerInnen schwarze Ballons in den Himmel steigen. Sie zeigen damit Solidarität mit den Opfern von Rechtspopulismus.

Klare Botschaft. Bild: dpa

Die Kreuzberger Adalbertstraße am Donnerstagvormittag: Schwarze Luftballons baumeln an Reisebüros, an Dönerläden, Friseurstudios und Laternen. „Berlin gegen Rassismus“ prangt in gelber Druckschrift auf ihnen. Etwa vierzig Menschen haben sich vor einem der Läden versammelt. Viele halten Bindfäden, an deren Ende Ballons befestigt sind, manche rollen Plakate aus. Ein älterer Herr türkischer Herkunft startet einen Countdown, dann werden im Chor die letzten Sekunden heruntergezählt. Pünktlich um 11.55 Uhr steigen hundert Ballons in den Himmel, die Menschen blicken ihnen hinterher. Auch Katja Kipping, Bundesvorsitzende der Linken, und Claudia Roth, Bundesvorsitzende der Grünen, sehen, wie die schwarzen Punkte am Himmel immer kleiner werden.

Zahlreiche Aktionen

Unter dem Motto „5 vor 12“ hat der Türkische Bund am Internationalen Tag gegen Rassismus zahlreiche Aktionen in Berlin ins Leben gerufen. BerlinerInnen waren dazu aufgerufen, mit Aktionen wie der in der Adalbertstraße zu zeigen, dass sie Rassismus nicht dulden. Geplant war auch, dass migrantische Ladenbesitzer ihre Geschäfte um kurz vor 12 schließen – doch davon war zumindest in der Adalbertstraße nichts zu bemerken. „Rassismus ist schlecht, aber meinen Laden schließe ich nicht. Das verärgert doch die Kunden“, sagte der Besitzer eines Burgerladens. Er selbst ließ einen Ballon steigen, zeigte sich aber enttäuscht über die geringe Beteiligung seiner Mitbürger: „Letztes Jahr war hier mehr los“, murmelt er.

Vor dem Rathaus Schöneberg versammeln sich währenddessen rund zwanzig Menschen, darunter Angelika Schöttler (SPD), Bezirksbürgermeisterin von Tempelhof-Schöneberg. „Der Tag ist ein guter Anlass, um über Diskriminierung in Deutschland zu sprechen und das Thema in die Öffentlichkeit zu tragen“, sagt Schöttler. Natürlich müsse man das ganze Jahr gegen Rassismus und Rechtspopulismus kämpfen – aber es sei auch wichtig, immer wieder kleine Zeichen zu setzen. „Mit dieser symbolischen Aktion drücken wir unsere Solidarität aus“, sagt auch Gabriele Gün Tank, Integrationsbeauftragte von Tempelhof-Schöneberg.

Ein anderes Ereignis mit Symbolcharakter spielt sich neben den Bezirksmitarbeitern ab. Als die sich auf der Treppe versammeln, kommt eine kleine Schar Hochzeitsgäste aus dem Rathaus und positionierte sich ebenfalls auf den Stufen. Von Akkordeonmusik begleitet, erscheint das türkische Hochzeitspaar, er im Anzug, sie im Minikleid. Von der Anti-Rassismus-Aktion neben ihnen nehmen sie keine Notiz.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.