„Tatort“ aus Dresden: Spur um Spur

Er ist wieder da! Ein spannender „Tatort“ zwischen Mafia und Familienkrise. Sorgsam sortieren die Ermittler in Dresden die nötigen Beweise.

Vorne zwei Frauen, dahinter ein Mann

Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski) ermitteln Foto: MDR/W&B Television/Daniela Incoronato

Das von Entzugserscheinungen gezeichnete Volk atmet auf. Die Gründung der Protestaktion „Sundays for Tatort“ konnte storniert werden. Es gibt wieder frische Sonntagskrimis, nach „Polizeiruf 110“ nun eine neue „Tatort“-Ausgabe.

Zum Saisonauftakt geht es nach Dresden. Die Restaurantkraft Lissy (Dena Abay) – warum werden Frauen eigentlich so selten beim Nachnamen genannt? – will eben ihre Arbeit aufnehmen, als jemand die noch verschlossene Tür malträtiert. Sein Chef habe seine Kreditkarte vergessen, meldet der robuste Berserker und reklamiert die sofortige und gefälligst diskret abzuwickelnde Rückgabe.

Seufzend gibt Lissy dem Begehren nach, findet nichts, wechselt in die Büroräume in der berechtigten Annahme, dort ihren Arbeitgeber Joachim Benda vorzufinden. Nur kann der zum Verbleib der Kreditkarte nichts mehr sagen. Dafür wurde mit gleich mehreren Pistolenschüssen gesorgt.

„Scheiße“, sagt da Kommissariatsleiter Schnabel (Martin Brambach), denn der Tote war eine stadtbekannte Persönlichkeit. Schnabel hatte selbst schon Bendas Gastfreundschaft genossen. Ohne zu bezahlen, wie er später kleinlaut einräumen muss.

Die Kommissarinnen Gorniak (Karin Hanczewski) und Winkler (Cornelia Gröschel) lassen sich von der Prominenz des Verstorbenen nicht beeindrucken. Sorgsam sortieren sie Spur um Spur. Von Mafiamethoden wird geraunt, die Witwe Katharina Benda (Britta Hammelstein) berichtet nach erstem Zögern von Schutzgelderpressung und einem Überfall maskierter Männer. Den Ermittlerinnen entgeht keineswegs, dass auch im privaten Bereich nicht alles harmonisch verlief.

Die vom MDR beauftragten Autoren Mark Monheim und Stephan Wagner, der auch Regie führte, gewähren dem Publikum früh schon einen Wissensvorsprung gegenüber den Ermittlern, säen Zweifel, sorgen für Irritationen. Dies so geschickt dosiert, dass die Auflösung lange offen bleibt. Und selbst wer ihr ahnungsvoll nahekommt, wird noch voller Spannung verfolgen, wie die Kommissarinnen schrittweise die nötigen Beweise erlangen.

Dresden-„Tatort“: „Nemesis“, So., 20.15 Uhr, ARD

„Nemesis“ zeigt musterhaft, wie man aus der realitätsnahen Beschreibung polizeilicher Ermittlungsarbeit und einer überzeugenden Täterpsychologie eine fesselnde Kriminalerzählung schmiedet. Daneben weben Monheim und Wagner noch ein grundsätzliches Thema ein: Winkler und Gorniak stehen vor der Entscheidung zwischen der servilen Anpassung ans System und der kompromisslosen Suche nach der Wahrheit.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.