Terrorgruppe „Islamischer Staat“ im Irak: Iraks Regierung schickt Luftwaffe

Die kurdische Bevölkerung im Nordirak soll Unterstützung aus Bagdad bekommen. Die Dschihadisten des IS kämpfen gleichzeitig gegen Zentralregierung und Kurden.

Ein kurdischer Checkpoint nahe Mosul im Juni 2014. Bild: dpa

BAGDAD afp | Im Kampf gegen die Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) soll die irakische Luftwaffe den kurdischen Peschmerga im Norden des Landes helfen. Regierungschef Nuri al-Maliki habe die Armee aufgefordert, die kurdischen Soldaten aus der Luft zu unterstützen, teilte Armeesprecher Kassem Atta am Montag mit. Zehntausende Menschen sind in der Region auf der Flucht.

Die vorrückenden Extremisten hatten in den vergangenen Tagen weite Gebiete zwischen der nordirakischen Stadt Mossul und der Grenze zu Syrien erobert, darunter die Städte Sindschar und Sumar sowie mehrere Ölfelder. Als sich die irakischen Regierungstruppen im Juni vor den Dschihadisten zurückzogen, hatten zunächst Kurdenmilizen die Kontrolle über das von der kurdischen Regionalregierung beanspruchte Gebiet übernommen. Nun wollen die irakischen Kurden und die Zentralregierung in Bagdad offenbar zusammen gegen IS vorgehen.

Die Peschmerga starteten nach ihrem Rückzug aus Sindschar und Sumar am Wochenende am Montag eine Gegenoffensive. Zusätzlich schalteten sich Kämpfer der syrischen Kurden-Organisation Partei der Demokratischen Union (PYD) ein. Wie ein irakischer Armeesprecher sagte, kämpften PYD-Milizionäre am Montag in Sindschar und der Region Rabia. Demnach handelte es sich aber nicht um ein mit der Armee koordiniertes Vorgehen.

Die PYD und die Peschmerga sind eigentlich Rivalen. Die PYD erklärte aber am Montag in einer Mitteilung im Kurznachrichtendienst Twitter, ihre Kämpfer hätten sich „auf Bitten des Volkes“ nach Sindschar begeben. Die irakischen Kurden hatten das von ihnen kontrollierte Gebiet nach dem Rückzug der irakischen Armee um 40 Prozent erweitern können. Unter anderem wegen finanzieller Probleme gerieten die Peschmerga zuletzt aber zunehmend unter Druck im Kampf gegen IS.

UNO in Sorge

Die radikalsunnitische Gruppe verfolgt moderate Sunniten ebenso wie Schiiten und die christliche Minderheit im Irak. Der UN-Sondergesandte für den Irak, Nickolay Mladenov, sprach am Sonntag von einer „humanitären Tragödie“ in Sindschar. Die UNO mache sich „ernste Sorgen“ über die Sicherheit der Zivilisten in der Stadt, aus der bis zu 200.000 Einwohner geflohen seien.

Menschenrechtsaktivisten zufolge sind tausende der Flüchtlinge dringend auf Hilfe angewiesen. „Sie sind ohne Essen und Wasser, einige sind schon gestorben“, sagte Chodr Domli, der in der kurdischen Stadt Dohuk für die Rechte der Jesiden-Minderheit eintritt. Den IS-Kämpfern warf er gegen Jesiden gerichtete „ethnische Säuberungen“ vor. Die Kurdisch sprechende religiöse Minderheit wird von den Dschihadisten als „Teufelsanbeter“ verfolgt.

Auch Vertreter der Minderheit der turkmenischen Schiiten, die vor IS-Kämpfern aus der Stadt Tal Afar geflohen waren, schlugen Alarm. Eine Gruppe von Flüchtlingen sei auf der Flucht von Dschihadisten abgefangen worden, sagte der Menschenrechtsaktivist Ali al-Bajati. Die IS-Kämpfer hätten die Männer erschossen und die Frauen entführt.

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