Testbetrieb für Whistleblower-Portal: taz startet Openleaks in Deutschland

Zusammen mit Openleaks startet die taz am Mittwoch die Testphase für ein neues Portal. Dort können Tippgeber Informationen weitergeben - und bleiben garantiert anonym.

Wer brisante Informationen verraten will, braucht effektiven Schutz. Bild: reuters

BERLIN taz | In Kooperation mit der taz und anderen deutschen und internationalen Medien geht das neue Whistleblowing-Portal Openleaks für einen Testbetrieb an den Start. Das gab Openleaks-Sprecher Daniel Domscheit-Berg am Mittwochmittag auf dem Chaos Communication Camp des ccc (Chaos Computer Club) im brandenburgischen Finowfurt bekannt.

Damit steht nun für vier Tage ein neues Instrument zur Übertragung von Informationen und Dokumenten zur Verfügung. Die taz testet in Zusammenarbeit mit openleaks.org und anderen Medien einen neuen, sicheren Weg, solche Daten online zu übermitteln. Die taz hat dafür auch den Datenverkehr auf ihrer Website an die erhöhten Sicherheitsbedürfnisse von Whistleblowern angepasst.

Die Technik von Openleaks wird ab sofort bis zum 13. August auf dem international bekannten Hackertreffen des Chaos Computer Club (ccc) auf ihre Penetrierbarkeit getestet. Nun kommt es darauf an, ob die Hacker eine Lücke in der Sicherheitsarchitektur der Openleaks-Software finden. Ist dies nicht der Fall, kann Openleaks in den Dauerbetrieb gehen.

Domscheit-Berg, ehemals Wikileaks-Sprecher, hatte bereits Anfang des Jahres die Pläne für das neue Whistleblowing-Portal vorgestellt. Im Unterschied zu Wikileaks bietet Openleaks Whistleblowern lediglich eine Infrastruktur an, damit diese Dokumente sicher an Verlage und Nichtregierungsorganisationen schicken können. Das Portal selbst publiziert keine Daten.

Kooperierende Medien in Deutschland sind neben der taz der Freitag und Foodwatch, im Ausland die portugiesische Wochenzeitung Expresso und die dänische Tageszeitung Dagbladet Information.

Die Technik von Openleaks verschleiert den Absender und stellt sicher, dass die Dokumente anonymisiert sind. Auch der Zeitpunkt der Einsendung und des Webseitenbesuchs ist verschleiert. Die Daten werden von allen verborgenen Hinweisen befreit. Openleaks.org stellt somit nur eine sichere Umgebung zur Verfügung, im Unterschied zu Wikileaks entscheidet der Whistleblower selbst, wann und wem seine Enthüllungen übergeben werden.

Die vom Tippgeber online ausgewählten JournalistInnen und NGOs prüfen dann die Angaben und machen sie fit für die Veröffentlichung. Aus technischen Gründen ist die Zusammenarbeit nur mit denjenigen möglich, die auch die Voraussetzungen dafür auf ihrer Website geschaffen haben.

Reiner Metzger, stellvertretender Chefredakteur der taz: "Der Journalismus ist angewiesen auf mehr oder weniger anonyme Tippgeber. Das Abzweigen von Dokumenten wird aber durch immer neue Überwachungstechniken in Unternehmen oder Behörden zunehmend erschwert. Mit Openleaks haben wir nun eine Möglichkeit, dem etwas entgegen zu setzen."

Den Zugang zu Openleaks auf taz.de wird im Laufe des Mittwochs freigeschaltet und ist dann unter https://leaks.taz.de zu erreichen.

Es ist übrigens kein Fehler, dass wir die URL leaks.taz.de nicht verlinkt haben. Potentiellen Informanten sollen in Ihrem Browser ein neues Fenster öffnen und die URL in den Browser eintippen. Das dient der Sicherheit, denn so lässt sich für niemanden nachvollziehen, welche Seite(n) die Leute vor dem Aufruf von leaks.taz.de besucht haben.

Nachtrag 12. August: Wegen der Probleme beim Anschluss der Serverarchitektur vor Ort auf dem Flugfeld startete leaks.taz.de mit Verspätung. Die jetzige Testphase wird deshalb um zwei Tage bis Dienstag Abend verlängert. Bis dahin können also auf jeden Fall Dokumente hochgeladen werden. Und versucht werden, die Verschlüsselungs- und Verschleierungsmaßnahmen zu knacken. Wie es dann weiter geht, entscheiden die Beteiligten nach Auswertung der gemachten Erfahrungen.

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