Testfahrt des ersten Schäferbots: Wird Lassie wegrationalisiert?

Australier testen den ersten Roboter, der Vieh hütet. Er heißt Swagbot und soll der VW Käfer fortschrittsaffiner Farmer werden.

Lassie, der Fernsehhund, bei einer US-amerikanischen Fernsehgala

Noch ahnt Lassie nichts von ihrer australischen Konkurrenz, dem Swagbot Foto: ap

BERLIN taz | Die Digitalisierung hat schon viele Herzen gebrochen. Auf Dating-Portalen führen als Frauen getarnte Algorithmen männliche Singles hinters Licht. Science-Fiction-Regisseure werden von Autoren aus der Steckdose bedroht. Und jetzt: Bekommen selbst Hunde die harte Hand des Fortschritts zu spüren. Swagbot heißt die neuste Erfindung australischer Ingenieure, die den Job von Hirtenhunden bald wegrationalisieren könnte.

Wissenschaftler der Sidney University haben den Roboter im Outback Ende Juni getestet und bei der Arbeit gefilmt. Ein „kostengünstiger und kraftvoller“ Helfer soll er den Landwirten sein, der auf „großflächigem und rauem“ Terrain eingesetzt werden kann, versprechen die Entwickler im Interview mit der australischen Ausgabe des Technikmagazins Mashable.

Landwirten soll der Roboter bei der Beobachtung und Kontrolle der Viehherden das Leben erleichtern. Durch eine integrierte Kamera können australische Farmer zum Beispiel von zu Hause aus Anbauflächen überprüfen und den Swagbot sogar als Zugmaschine für Anhänger einsetzen. Und Lassie? Muss sie jetzt möglicherweise die Menschenherde im Wartebereich des Jobcenters hüten?

Das sollte jedenfalls noch ein Weilchen dauern. Beim ersten Testlauf wirkt der Swagbot wie eine grobmotorische Blechspinne, deren seltsame Erscheinung bei Rindern eher Verwirrung stiftet als den Tieren Respekt einzuflößen. Das Gerät besteht aus einer kleinen Metallbox, getragen von vier langen Achsen, an deren Ende Trekking-Reifen angebracht sind, wie sie auch an Kindermountainbikes zu finden sind.

Damit soll der elektronische Helfer größere Steine, Baumwurzeln und selbst Flußläufe überwinden können, vier Sensoren lotsen dem Swagbot den richtigen Weg. Nach einigen Anläufen brachte der mechanische Hirtenhund im Test dann schließlich doch Bewegung in die Rinderherde. Der Swagbot trennte sie ohne Hecheln und Gebell. Die Tiere flüchteten wahrscheinlich vor dem lästig summenden Elektromotor des Ungetüms.

Ladybird, die Schwester von Swagbot

In den nächsten Jahren wollen die Forscher den maschinellen Cowboy zur Marktreife bringen: Vieh hüten und Unkraut jäten, das soll der Roboter dann möglichst autonom erledigen – die australischen Farmer seien schließlich meist alleine unterwegs, erklärt Salah Sukkarieh. Der Professor leitet das Projekt „agricultural robotics“ am Australian Centre für Field Robotics in Sidney.

Dort forschen 130 Wissenschaftler an autonomen Fahrzeugen, die auf großen Anbauflächen bald nicht nur als Erntehelfer eingesetzt werden könnten. Neben dem Swagbot tauchen weitere klangvolle Namen wie „Ladybird“ auf. Der solarbetriebene Agrarroboter soll Früchte sähen, Unkraut jähten und am Ende sogar eigenständig ernten können.

Geht es nach den Plänen der Forscher, könnte der Swagbot so etwas wie der VW-Käfer für fortschrittsgläubige Landwirte werden. In den letzten zehn Jahren seien die Kosten für autonome Technologien inzwischen auch für Landwirte erschwinglich geworden, ist Sukkarieh überzeugt. Für ungefähr 20.000 Euro soll der Swagbot auf dem Markt erhältlich sein und ungefähr in der Preisklasse eines Quad-Bike liegen. Dank Elektromotor und Allradantreib könne der futuristische Gefährte des Viehhalters ungefähr 15 bis 20 Stundenkilometer erreichen.

Der australische Schäferhund Australian Shepherd bringt es ohne Batterien, dafür mit vier Beinen, reichlich Fell und einem weitaus treuerem Hundeblick als sein künstlicher Konkurrent auf knapp 50 Stundenkilometer. Dagegen kann die Blechspinne aus der Retorte definitiv nicht ankommen. Lassie darf also vorerst sympathisch und sorglos weiterhecheln.

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