Teurer Wohnungsmarkt : Explodierende Immobilienpreise

Preissteigerungen von zehn bis 13 Prozent belegt der Hamburger Immobilienmarktbericht. Der Senat hofft auf Linderung durch sein Wohnungsbauprogramm.

Wird die Miet- und Immobilienpreise wohl kaum drücken: Das geplante Quartier am Baakenhafen in der Hamburger Hafencity. Bild: dpa

HAMBURG taz | Die Preise auf dem Immobilienmarkt in Hamburg explodieren. Durchgängig zweistellige Teuerungsraten binnen eines Jahres verzeichnet der jetzt veröffentlichte Immobilienmarktbericht 2012 des Hamburger Senats, den der städtische Gutachterausschuss für Grundstückswerte erstellt hat. Der Bericht basiert auf der Auswertung aller notariell beglaubigten Kaufverträge für Grundstücke, Häuser und Wohnungen im Jahr 2011.

Danach stiegen die Preise für Einfamilienhäuser um zehn Prozent, für Mittelreihenhäuser um zwölf und für Eigentumswohnungen sogar um 13 Prozent gegenüber den tatsächlich gezahlten Preisen des Jahres 2010 an. Ein Quadratmeter Bauland kostet in Hamburg im Durchschnitt mehr als 300 Euro. Die durchschnittlichen Quadratmeterpreise für Reihenhäuser liegen bei etwa 1.700 Euro, bei Eigentumswohnungen sogar bei 3.300 Euro.

Spitzenreiter sind mehrere Neubauten in der Hafencity mit Verkaufspreisen von mehr als 10.000 Euro pro Quadratmeter. Die Topwohnungen ganz oben im Glasaufsatz der Elbphilharmonie werden sogar für mehr als 20.000 Euro feilgeboten – allerdings steht der Fertigstellungstermin bekanntlich noch in den Sternen.

In Hamburg gibt es etwa 900.000 Wohneinheiten. Davon sind etwa 720.000 Mietwohnungen, die Eigentumsquote liegt mit etwa 180.000 Einheiten bei 20 Prozent.

Sozialwohnungen: Im Jahr 2000 verfügten die städtischen Wohnungsbaugesellschaften Saga und GWG sowie andere Genossenschaften über 157.000 geförderte Wohnungen mit Mietpreisbindung. 2011 waren 99.000 Wohnungen.

Einwohner: Hamburgs Bevölkerung stieg seit 1990 um fast 150.000 Menschen auf aktuell 1,8 Millionen. 2030 könnten es zwei Millionen sein.

Singles: In Hamburg leben in 28,4 Prozent der Haushalte nur eine Person. In Hannover sind es 33,0, in Bremen 27,7 und im Bundesdurchschnitt 19,6 Prozent.

Hoher Preisanstieg

Die Analyse des Gutachterausschusses belegt den höchsten Preisanstieg seit zehn Jahren und den zweiten nacheinander mit zweistelligen Raten. In der Konsequenz ist deshalb der Umsatz gegenüber 2010 um sieben Prozent gestiegen, obwohl die Zahl der Verkäufe um fünf Prozent zurückgegangen ist. Insgesamt wechselten in der Hansestadt im vorigen Jahr 12.535 Grundstücke, Häuser und Wohnungen für zusammen 6,7 Milliarden Euro den Eigentümer.

Nach einer Untersuchung der Landesbausparkasse (LBS) Schleswig-Holstein-Hamburg von Ende März ist dieser Trend auch im Hamburger Speckgürtel zu beobachten. Im Durchschnitt hätten sich die Preise im Umland im Jahr 2011 um 13,5 Prozent erhöht, hatte die LBS errechnet. „Dabei gilt die Regel: Je näher an Hamburg, desto höher der Preisanstieg“, so LBS-Vorstand Peter Magel.

Auch in Niedersachsen ist die Entwicklung zu spüren. Nach dem Landesgrundstücksmarktbericht vom September ist die Zahl der verkauften Häuser allein im ersten Halbjahr 2012 um sechs Prozent gestiegen und die Preise um etwa fünf Prozent. Der Verkauf von Eigentumswohnungen legte um acht Prozent zu, auch hier stiegen die Preise zwischen Januar und Juli um bis zu fünf Prozent.

„Das ist die Sogwirkung der Metropole Hamburg“, kommentiert Peter Hitpass vom Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), der in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern 318 Unternehmen mit 711.000 Wohneinheiten vertritt. Sie sei vor allem entlang von Siedlungs- und Verkehrsachsen zwischen Hamburg und Schwerin, Lübeck sowie Neumünster und Kiel zu beobachten. „Da gehen die Preise ernorm hoch“, sagt Hitpass.

6.000 neue Wohnungen

Eine dämpfende Wirkung erhofft sich auch der VNW vom Wohnungsbauprogramm des Hamburger SPD-Senats. Der will jährlich 6.000 neue Wohnungen errichten lassen, darunter ein Drittel öffentlich geförderte Sozialwohnungen. Der VNW hat zugesichert, 1.900 Wohnungen „im mittleren Preissegment“ beizusteuern: „Ab 2013 klappt das“, ist Hitpass sicher.

Auch die Stadtentwicklungsbehörde sieht dieses Programm „auf einem guten Weg“, so Sprecher Frank Krippner. In 2011 seien 6.188 Baugenehmigungen erteilt worden, im laufenden Jahr „bis Ende August bereits 5.851“, rechnet Krippner vor: „Unsere Politik wirkt.“

Das ist auch bitter nötig, findet Sylvia Sonnemann von „Mieter helfen Mietern“. Die Juristin befürchtet schlimme Folgen für den nächsten Hamburger Mietenspiegel, der im November 2013 veröffentlicht wird. „Im Moment muss man für jede Bruchbude zehn Euro Kaltmiete zahlen“, sagt Sonnemann, und das gehe so weiter: „Die Mangellage ist beängstigend.“

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