Theaterdonner im Schnoor: Packhaus - Theater ohne Kop

Neben der Vorstands-Mehrheit ist auch Knut Schakinnis als künstlerischer Leiter des schon früher von Wirren geplagten Packhaustheaters zurück getreten. Er sollte es in subventionslose Zeiten führen

Im Packhaus-Foyer werfen selbst Kleiderbügel lange Schatten Bild: JAN ZIER

Von HENNING BLEYL

Vier Vorstandsmitglieder des Packhaus-Theaters sind zurückgetreten. Hinter der vierzeiligen Pressemitteilung steckt ein strukturelles Problem: Einer der Zurückgetretenen ist Knut Schakinnis, zugleich Geschäftsführer und künstlerischer Leiter der im Schnoor gelegenen Boulevard-Bühne. Noch bekannter ist Schakinnis als Chef der Theaterschiffe Lübeck und Bremen sowie der Komödie Kassel und des Oststeinbeker Theaters.

Als Schakinnis 2006 das Packhaus übernahm, sollten die Synergieeffekte seines Netzwerks dazu beitragen, das 140-Plätze-Haus aus der Alimentation durch das Kulturessort herauszuführen, etwa durch zirkulierende Produktionen. Bis 2010 werden jährlich 85.000 Euro von der Stadt beigesteuert, danach steht das Haus ohne Zuschuss da.

Ökonomisch habe ihn das nicht geschreckt, sagt Schakinnis, 2008 werde er mit einem Plus von 40.000 Euro abschließen, auch die finanziellen Altlasten der Vergangenheit seien bereits abgebaut. Warum also der Abgang? "Wenn die Mehrheit des Vorstands zurücktritt, muss man als Geschäftsführer mit", sagt Schakinnis. Warum aber nutzt man nicht die vorhandene Mehrheit? Es gäbe "zu viele Bremsklötze", eine "Erneuerung" sei so nicht möglich. Mit "Erneuerung" meint Schakinnis ein Konzept, in das er bereits kräftig investiert hat: Kundenfreundlichere Kassenzeiten, eine neue Licht- und Tontechnik, ein eigener Ticketshop an der Domsheide wurde eingerichtet. Auch der Ausbau des ehemals von der Kammerphilharmonie genutzten "Orchesterbodens" zu einer Studiobühne gehört zum Konzept. Die Auslastung ist bereits von gut 50 auf etwa 75 Prozent gestiegen.

"Wir haben einen positiven Jahresabschluss", bestätigt Thomas Goyert. Der Theater-Schatzmeister gehört zu den drei Vorständen, die nicht zurückgetreten sind. Über die Hintergründe der persönlichen Animositäten möchte er nichts sagen, aber auch ohne Schakinnis hält er es für möglich, den Jahresetat von rund 500.000 Euro in absehbarer Zeit selbst zu erwirtschaften. Allerdings ist ungewiss, ob es bei der Mietfreiheit bleibt - die städtische GBI hat Interesse, das Gebäude zu veräußern.

Das Kulturressort will die derzeitige Entwicklung nicht kommentieren - es handele sich um "interne Vereinsangelegenheiten". Diese allerdings haben der öffentlichen Hand immer wieder zu schaffen gemacht: Unter der alten Geschäftsführung war es zu finanziellen Unregelmäßigkeiten gekommen, auch das Personalgebaren etlicher Vorgänger-Vorstände war recht "gutsherrisch". Neu ist in diesem Zusammenhang immerhin, dass Vorstände und künstlerische Leitung jetzt gemeinsam abtreten. Ex-Finanzsenator Ulrich Nölle "übte" seine späteren "Waldau"-Intrigen als Vorstand des Packhaustheaters, in dem er die verdiente Leiterin Karin Schlick vergraulte. Auch der jetzt abgetretene Vorstand Udo v. Stebut hat Erfahrung mit dem Kündigen von künstlerischen Leitern: Im Bremen-Norder Kulturbahnhof ließ er Hans König über die Klinge springen.

Zurück zum aktuellen Streit: Handelt es sich möglicherweise um einen strategischen Rückzug, um später wieder als Retter ins Boot geholt zu werden - in dem "die anderen" dann nicht mehr sitzen? "Nein", sagt Schakinnis. Er und die anderen Vorstände schlössen zwar nicht aus, ihre Ämter irgendwann erneut zu übernehmen. Das sei jedoch nicht die primäre Absicht.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.