Thomas Rogalla beerdigt: Er war ein uneitler Mensch

Zahlreiche Kollegen und Politiker erwiesen dem Journalisten Thomas Rogalla die letzte Ehre. Er war bei der taz, der Gauck-Behörde und der Berliner Zeitung.

Viele hatten Blumen dabei. Blaue, gelbe. Hauptsache, Frühlingsfarben, das hatte sich Sabine Weißler gewünscht. Die grüne Umweltstadträtin von Mitte war die Frau von Thomas Rogalla. Der 65-jährige Journalist wurde am Mittwoch auf dem St.-Matthäus-Kirchhof in Schöneberg beerdigt.

Es war ein bisschen wie bei einem Klassentreffen. Die meisten Plätze in der Kapelle belegten Kolleginnen und Kollegen der Berliner Zeitung. Darunter auch solche, die im Zuge der 2016 erfolgten Umstrukturierung des Berliner Verlags auf unschöne Art abserviert worden waren. Thomas Rogalla war damals in Rente gegangen. Seit 1996 hatte er bei der Berliner Zeitung in verschiedenen Funktionen gearbeitet. Im Politik- und Wissenschaftsressort, ab 2003 schrieb er über die Berliner Landespolitik. Er war im Betriebsrat aktiv und hat den Redak­tions­ausschuss geleitet. Dass er dem Verlag das Redaktionsstatut abgetrotzt und gegen Stellenabbau mobilgemacht hat, mag zu seiner Beliebtheit im Kollegenkreis beigetragen haben. Die rege Teilnahme an der Beerdigung – auch von anderen Medien – erklärt sich aber aus seiner Person.

Thomas Rogalla war ein uneitler, verlässlicher Mensch. Um mit Gerd Nowakowski zu sprechen, der am Mittwoch die Trauerrede hielt: „Einer, der nicht überschäumend extrovertiert war, aber der lachen konnte und selbstironisch war.“ Und: „Man freute sich immer, wenn man ihn traf“. Nowakowski, leitender Redakteur beim Tagesspiegel, kannte Rogalla – so wie die Autorin dieser Zeilen – aus gemeinsamen Zeiten bei der taz. Einen seiner ersten Artikel hatte der Schwedenfan im September 1982 auf der taz-Auslandsseite über die bevorstehende Wahl in Schweden verfasst.

Im Lokalteil der taz war Rogalla dann mehrere Jahre Chef vom Dienst. Dass er gleichzeitig über alle Themen schrieb, war in der personell chronisch unterbesetzten Redaktion selbstverständlich. In der taz galt Rogalla keineswegs als Revoluzzer. Im März 1989, als Rot-Grün in Berlin erstmals die Wahlen gewann, wechselte er die Seite und wurde Sprecher der grünen Umweltsenatorin Michaele Schreyer. Ab 1992 war Rogalla Sprecher der Gauck-Behörde, bevor er 1996 wieder zum Journalismus zurückkehrte. Der aktuelle Leiter der Behörde, Roland Jahn, erwies ihm genau wie die Grünen-Politiker Renate Künast und Stephan von Dassel die letzte Ehre.

Dass Rogalla Eisenbahnfanatiker war und eine Lehmann-Groß-Bahn auf seinem Brandenburger Gartengrundstück am Laufen hatte, erfuhr man erst bei der Beerdigung. Es passt zu der Seite, die man früher als spießig bezeichnet hätte. Auch Rogalla hätte darüber herzhaft gelacht. Am 14. April ist er, der den Krebs 2004 schon einmal besiegt hatte, in Berlin gestorben.

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