Thrillerautor berichtet aus Guinea-Bissau: Die lange Ermordung des Präsidenten

Der ermordete Staatschef wird durch den Parlamentspräsidenten ersetzt. Der britische Thriller-Autor Frederick Forsyth war Augenzeuge des Mordes, dementiert aber jede Verwicklung.

Bürger inspizieren das Haus des ermordeten Staatschefs Nino Vieira. Bild: ap

BISSAU rtr/taz In Guinea-Bissau ist Parlamentspräsident Raimundo Pereira als neuer Präsident eingeschworen. Er übernimmt übergangsweise die Staatsgeschäfte, nachdem der bisherige Staatschef Nino Vieira in der Nacht zum Montag von Soldaten getötet worden war.

Vieiras Ermordung folgte auf den Tod von Generalstabschef Tagme Na Wai in einem Bombenanschlag. Die zügige Amtseinführung eines Interimspräsidenten gemäß den Bestimmungen der bissauischen Verfassung soll verhindern, dass in dem kleinen westafrikanischen Land ein Machtvakuum entsteht.

Thriller-Autor Frederick Forsyth war Augenzeuge der Ermordung. Er dementierte unterdessen gegenüber dem BBC-Rundfunk, er sei in die Wirren in Guinea-Bissau verwickelt gewesen. Forsyth, ein ehemaliger BBC-Kriegsreporter, dessen Roman "The Dogs of War" aus dem Jahr 1974 die Inspiration für einen gescheiterten Putschversuch in Äquatorialguinea 2004 gewesen war, hält sich derzeit in Guinea-Bissau auf - rein zufällig, auf Recherche für ein neues Buch, wie er betonte.

Er berichtete gegenüber BBC, er sei am frühen Montag in seinem Hotel aus dem Schlaf gerissen worden, als in der Nähe seines Hotels das Dach des Präsidentenpalastes in die Luft flog.

Den Hergang der Ermordung von Präsident Vieira schilderte Forsyth so: "Die Soldaten gingen zu seiner Villa und warfen eine Bombe durch das Fenster, die ihn aber nicht tötete. Das Dach stürzte ein, aber das tötete ihn auch nicht. Er arbeitete sich aus den Trümmern heraus und wurde sofort angeschossen."

Doch, so erzählt Forsyth weiter: "Auch dann war er nicht tot. Dann nahmen sie in mit zum Haus seiner Schwiegermutter und zerstückelten ihn mit Macheten". Er überlege sich nun, die Ereignisse in seinem nächsten Roman zu verarbeiten, obwohl dieser eigentlich ein anderes Thema habe.

"Im Moment gibt es keinen Anlass für ein internationales oder militärisches Eingreifen in Guinea-Bissau", sagte Joao Gomes Cravinho, Staatssekretär im portugiesischen Außenministerium, der am Dienstag zu Gesprächen nach Bissau gereist war. In einem Zeichen der Unterstützung verzichtete auch die Afrikanische Union (AU) darauf, die Mitgliedschaft Guinea-Bissaus zu suspendieren.

Der Sprecher des Generalstabs, Fregattenkapitän Jose Zamora Induta, hatte am Montagabend versichert, dass es keinen Militärputsch gegeben habe und die Militärs nicht die Macht übernehmen wollten.

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