Tiergerechte Kleidungsstücke: Pullis für Pinguine

Eine Hamburgerin sammelt Kleidung für bedrohte Tiere. Ihre gestrickten Pullover schützen Pinguine vor Umweltkatastrophen und Kälte. Die Ölpest kann kommen.

Damit das Gefieder des Pinguin schön warm bleibt, bekommt er kleine Pullis aus Deutschland Bild: fashioncampus.de

Unter den Top Ten der Tiere, die keiner leiden kann, werden Pinguine nie landen. Im Gegenteil. Die heftigste Zuneigung wird derzeit den Pinguinen von Philip Island im australischen Bundesstaat Victoria entgegengebracht.

Einige ihrer Freunde kommen in das Reservat etwa 90 Autominuten von Melbourne entfernt, schauen ihnen beim Watscheln zu und kaufen danach ein kleines Stoffexemplar im angegliederten Souvenirgeschäft. Wenn das Kuscheltier einen Pullover trägt, kommen die anderen, die noch passionierteren Pinguinliebhaber ins Spiel: Damen aus Deutschland. Die mit der Kraft der zwei Nadeln.

Deutsche Strickerin sammelt Pullis

Erst verschickte das Reise-Branchenblatt Traveltalk im Februar einen Aufruf, in dem es um kleine Pullover bat, die diese Vögel im Falle einer Ölpest anziehen könnten. Der Aufruf erreichte Angelika Regenstein, 64, Besitzerin eines Hamburger Reisebüros, die nun in Lokalzeitungen um Spenden warb.

Mitte Mai forderte auch der veganblog.de seine Leser auf, kleine Kleidungsstücke für Pinguine zu stricken und selbst an das Reservat zu schicken. Eine deutschsprachige Strickanleitung war hinzugefügt, wie auch die Bitte, nur vegane Wolle zu verwenden. Ihre Aktion läuft gut, berichtet Regenstein, sie möchte, wenn sie 5,000 Pullover zusammenhat, persönlich nach Australien fliegen und ihr Geschenk übergeben.

Der Flug sei zwar lang, aber um diese Tiere zu sehen, lohne es sich. Inzwischen beschäftige sie sich fast ausschließlich mit den Pinguin-Pullis, dauernd treffen neue Pakete und Umschläge ein. „Ich habe bereits 207 hier liegen.“ Kontakt zum Reservat in Philip Island habe sie noch nicht aufgenommen.

Dort freut man sich über jeden Pullover. Vor zehn Jahren ergoss sich in der Gegend die letzte Ölpest, damals seien 500 Pinguine betroffen gewesen, sagt Rosie Fennell, die in der „Penguin Parade“ von Philip Island für den Tierschutz verantwortlich ist.

Kein Kratzen im Gefieder

Sie bestätigt, dass erste Lieferungen aus Deutschland eingetroffen sind. Manche Exemplare sind geringelt, andere uni, in einen beigefarbenen wurde ein schwarz-rot-goldenes Muster eingearbeitet. Fennell betont, wie wichtig diese Kleidungsstücke für einen ölverschmierten Pinguin sein können, denn nur erfahrene Helfer sollten die Tiere waschen.

Während die anderen warten, hindere der Pulli sie daran, mit dem Schnabel im verdreckten Gefieder zu picken, außerdem hält er sie warm. Passen die Pullis, werden sie bis zur nächsten Ölkatastrophe eingelagert. Passen sie nicht, weil die Strickanleitung nicht befolg wurde, weil zu locker gestrickt wurde oder zu eng, werden sie mit dem Plüschtieren im Reservat verkauft, der Erlös geht an die Penguin Foundation.

Bis zu 1,500 Tiere kann die mit Helfern und Freiwilligen im Ernstfall versorgen, mit Regensteins Pullovern allein könnten sie bald alle versorgt sein. Ob es sie nicht stört, dass einige von ihren sorgsam gefertigten und gesammelten Stücken verkauft werden könnten? Nein. „Es ist doch gut, wenn die Plüschpuppen verkauft werden“, sagt sie. Hauptsache, das Geld komme den Tieren zugute.

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