Tierrechtler bejubeln Attacke durch Rind: Der Bauer stirbt, Veganer freuen sich

Die Organisation Animal Peace lobpreist einen Rinderbullen, der seinen Halter tödlich verletzt hat. Die linke Bauernlobby AbL erstattet Strafanzeige.

Der Rinderbulle, durch dessen Nase der Saugstopper gezogen wurde, hat sicherlich noch keinen Menschen zur Strecke gebracht Bild: imago/Gerhard Leber

BERLIN taz | Die Tierrechtsorganisation Animal Peace hat bejubelt, dass ein Rind einen Landwirt getötet hat. Unter anderem auf ihrer Internetseite viva-vegan.info schrieben die Aktivisten: „Rinder-Mann, geh Du voran: Wieder ist ein Held aus unserer Mitte aufgestanden. Ein dreijähriger Bulle hat nahe Köln seinen Sklavenhalter angegriffen und tödlich verletzt. Der 61-jährige Landwirt wollte eine Schiebetür im Stall reparieren. Als am Abend der Sohn den Stall betrat, um die Kühe zu melken, entdeckte er die Leiche seines Vaters. Wir verneigen uns vor dem Held der Freiheit. Mögen ihm viele weitere Rinder in den Aufstand der Geknechteten folgen.“

Der nach eigenen Angaben vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannte Verein Animal Peace war in den 90er Jahren eine der bekanntesten Tierrechtsorganisationen in Deutschland, geriet aber in eine interne Krise und tritt seit Jahren kaum in Erscheinung. Selbst ausgewiesenen Beobachtern der agrarpolitischen Szene war sie kein Begriff – bis der Artikel über den Tod des Bauern die Runde machte.

Bekannt wurde der Text vor allem durch Medien und Mitgliedsorganisationen des Deutschen Bauernverbands, der von konventionellen Betrieben dominiert wird. Die größte Fachzeitschrift für Landwirtschaft, Top Agrar, veröffentlichte das auf ihrer Internetseite. In mehreren Leserkommentaren wurde behauptet, Animal Peace habe auch an der „Wir haben es satt“-Demonstration gegen die Agrarindustrie am 17. Januar in Berlin teilgenommen. Damit wurde der Vorgang ein Politikum.

Einer der Organisatoren der Demonstration ist die ökologisch orientierte Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). Sie teilte am Montag mit, sie habe Strafanzeige gegen die Verantwortlichen des Artikels erstattet. Denn der Kommentar der Tierrechtler sei keine „zu entschuldigende Entgleisung, sondern es wird in unerträglicher Weise das Andenken an den bei einem tragischen Unglück verstorbenen Landwirt verunglimpft“, erklärte Bundesgeschäftsführer Georg Janßen. „Wenn jetzt die ’Wir haben es satt‘-Demonstration von interessierter Seite mit dieser menschenverachtenden Organisation auf eine Stufe gestellt wird, ist dies ein durchsichtiger, aber erfolgloser Versuch.“

Janßen vermutet: „Er soll von der agrarpolitischen Debatte für ein notwendiges Umdenken in der Agrarpolitik ablenken.“ Die Verantwortliche für den Animal-Peace-Web-Auftritt, Silke Ruthenberg, reagierte am Montag nicht auf die Bitte der taz um Stellungnahme. Nach einer Strafanzeige einer Bauernverbandsgliederung wegen des Artikels berief sich Ruthenberg der Internetseite zufolge aber auf die Pressefreiheit: „Wir haben mit keinem einzigen Wort den getöteten Bauern verhöhnt.“ Man habe sich nur über den „Aufstand eines Geknechteten“ (des Rinds) gefreut. „Es ist eine politische und keine persönliche Botschaft.“ Rinder seien Subjekte, „die fühlen und denken können und mit diesen Gefühlen und Gedanken ein freies und unversehrtes Leben führen wollen. Wie wir.“

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