Tod eines kubanischen Dissidenten: Neue Vorwürfe gegen die Behörden

Die Familie des bei einem Autounfall getöteten Dissidenten Payá erhebt neue Vorwürfe gegen Kubas Behörden. Diese machen den Fahrer verantwortlich und stellen ihn vor Gericht.

Oswaldo Payás Sarg auf dem Weg zu einem Friedhof in Havana. Bild: dapd

BERLIN taz | Die Familie des am 22. Juli bei einem Verkehrsunfall verunglückten kubanischen Dissidenten Oswaldo Payá erhebt neue Vorwürfe gegen die Behörden. „Ein roter Lada ist am Unfallort präsent gewesen“, sagte Payás Sohn Oswaldo José Payá gegenüber der in Miami erscheinenden Zeitung El Nuevo Herald.

Der 24-Jährige hatte gemeinsam mit seiner Mutter am Mittwoch zur Pressekonferenz im Haus der Familie gebeten. Die Familie hatte neue Informationen über den Unfallhergang erhalten, wonach die Insassen des roten Ladas dem spanischen Fahrer des Unfallwagens, Ángel Carromero, geholfen haben sollen, aus dem Wrack des Unfallwagens zu klettern.

Zudem hätten die mutmaßlichen Mitarbeiter der kubanischen Staatssicherheit den Krankenwagen gerufen. Oswaldo José Payá und seine Mutter Ofelia Acevedo finden das verdächtig. Sie berufen sich auf Aussagen von Freunden aus der Stadt Bayamo, die nach dem Unfall in dem Krankenhaus waren, in das Oswaldo Payá, der junge kubanische Oppositionelle Harold Cepero und die beiden leicht verletzten Europäer gebracht worden waren.

Neben dem Fahrer Ángel Carromero, Vizesekretär der Jugendorganisation der konservativen spanischen Volkspartei, war der Vorsitzende der Christdemokratischen Jugendorganisation Schwedens, Jens Aron Modig, ebenfalls Insasse des Unfallwagens. Während Jens Aron Modig die Insel am Dienstag verlassen dürfte, wird es gegen Fahrer Carromero einen Prozess wegen fahrlässiger Tötung geben. Carromero sei zu schnell gefahren und habe den Unfall verursacht, so die kubanische Tageszeitung Granma. Damit drohen dem Spanier, der mittlerweile von der Botschaft betreut wird, bis zu zehn Jahre Haft in Kuba

Unabhängige Untersuchung gefordert

Carromero hatte genauso wie Modig die nach dem Unfall erhobene Behauptung der Familie Payá, dass ein Lkw in den Unfall involviert und den Pkw gerammt habe, am Montag zurückgewiesen. Es habe sich vielmehr um einen normalen Verkehrsunfall gehandelt. Das bestreitet dagegen weiterhin die Familie Payá. Ofelia Acevedo, die Witwe Payás, fordert ein Gespräch mit den beiden am Unfall beteiligten Europäern sowie eine unabhängige Untersuchung des Unfalls.

Diese hat auch der US-Senat in einer Hommage auf Kubas national und international bekanntesten Oppositionellen gefordert. Für die kubanische Seite, die in den nationalen Medien ungewöhnlich detailliert über den Unfall und seinen Hergang berichtet hatte, kaum annehmbar. Folgerichtig wird der Prozess gegen den spanischen Jungpolitiker, der sich genauso wie sein schwedischer Kollege den kubanischen Gesetzen zufolge illegal in Kuba aufhielt, die Medien weiter beschäftigen.

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