Tod von Neunjähriger in Indien: „Hängt die Mörder!“

Eine Neunjährige soll in Indien nach einer Gruppenvergewaltigung getötet worden sein. Der Fall wirft viele Fragen auf.

Weibliche Mitglieder des Indischen Nationalkongress demonstrieren gegen die Regierung

Weniger militant aber auch empört über das Verhalten der Regierung Foto: Hindustan Times/imago

MUMBAI taz | „Das Mädchen war neun Jahre alt, hängt die Mörder“ steht auf dem Protestplakat einer Frau. Erneut erschüttert ein Fall einer mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung Indien, bei dem eine Dalit gestorben ist. Am ersten Sonntag im August kehrte das Mädchen, das mit seiner Mutter vor einer religiösen Stätte in der Hauptstadt Delhi bettelte, nicht vom Trinkwasserholen von einem nahe gelegenen Krematorium zurück.

Vermutet wird, dass sie dort von vier Männern, darunter einem 55-jähriger Hindu-Priester, vergewaltigt und – um das Verbrechen zu vertuschen – im Schnellverfahren eingeäschert wurde. Dass von dem Mädchen nur noch verkohlte Überreste vorhanden sind, erschwert die Ermittlungen. Die vier Verdächtigen wurden mittlerweile verhaftet und sollen einem Lügendetektortest unterzogen werden.



Es ist ein Vorfall mit vielen Fragezeichen, der viele wütend macht. Zu ihnen gehört die Anwältin und Vertreterin der Studierendenvereinigung Aisa, Kawalpreet Kaur, die zwar nicht wie andere für die Täter die Todesstrafe fordert, aber dennoch Kritik übt: „Nach vier Tagen Protesten hat die Polizei nun eine Anzeige wegen Vergewaltigung und Mord (…) erstattet“, sagt sie und klagt auf Twitter an, dass die Polizei von Delhi zögerte zu handeln.

Und das, obwohl die Familie des verstorbenen Mädchens Anzeige erstattet hatte, wie Kaur im persönlichen Gespräch erfuhr. Darüber hinaus sollen die Eltern über Nacht in Polizeigewahrsam gehalten worden sein. „Am schockierendsten war, dass ein örtlicher Polizeibeamter den Vater des Mädchens in der Polizeistation Delhi Cantt Sadar Thana trat, schlug und misshandelte“, sagt die Politikerin Kavita Krishnan über dem Vorfall.

Kaum Verurteilungen

Laut dem Bestattungspriester starb das Mädchen an einem Stromschlag. Ihre Mutter sagte hingegen aus, sie habe den mit blauen Flecken übersäten Leichnam ihrer Tochter gesehen, sei aber bedroht worden, sich nicht bei den Behörden zu melden. „Ich möchte Gerechtigkeit für meine Tochter“, soll sie zu Kawalpreet Kaur gesagt haben. Die Angehörigen erhalten umgerechnet 11.400 Euro Entschädigung. Der Regierungschef von Delhi Arvind Kejriwal (AAP) sowie Oppositionsführer Rahul Gandhi (Kongress) statteten den Eltern einen Besuch ab.

Zwar gibt es in Indien scharfe Strafen für Vergewaltigungen außerhalb der Ehe, wofür im vergangenen Jahr vier Beteiligte einer brutalen Gruppenvergewaltigung an der Auszubildenden Jyoti Singh hingerichtet wurden. Doch die Verurteilungsquote ist gering. Besonders gefährdet sind Mitglieder marginalisierter Gruppen wie der Dalit (veraltet „Unberührbare“), die gesellschaftlich niedrig gestellt sind.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.