Tommy Haas zurück auf dem Platz: Vom Sonnyboy zum Kämpfer

Tennis-Profi Tommy Haas hat sich nach einjähriger Verletzungspause mal wieder zurückgekämpft – beim Turnier in Stuttgart aber früh verloren.

Tennisspieler Tommy Haas schlägt den Ball und verzieht das Gesicht

Feiert mal wieder ein Comeback: Tommy Haas. Foto: dpa

HAMBURG taz | Der Tennisprofi Tommy Haas hat nie ein Grand- Slam-Turnier gewonnen. Aber wenn der 37-Jährige eines Tages seinen Schläger für immer einpacken sollte - womit ernsthaft niemand rechnet - gebührt ihm ein mindestens so ruhmreicher Platz in den Annalen wie Boris Becker, Michael Stich und Steffi Graf.

Die Karrieren dieses Trios neigten sich Mitte der 1990er Jahre dem Ende zu, als die deutschen Fernsehzuschauer Bilder eines süßen Geschwisterpaares aus Florida erreichten, die von einem diabolisch dreinschauenden Trainer über den Platz gescheucht wurden. Das Ehepaar Haas hatte ihre in Hamburg geborenen Kinder Sabine und Thomas mit 15 und 12 Jahren auf die Tennisakademie von „Schleifer“ Nick Bolletieri geschickt.

Noch ungewöhnlicher als diese systematische Karriereplanung war für die damalige Zeit deren Finanzierung durch einen Sponsorenpool, der Tosa Tennistalentförderung, der im Gegenzug eine Beteiligung von 15 Prozent der Einnahmen bis 2004 zugesichert wurde.

Mit den Bildern aus Florida wurde in Deutschland die Erwartung geweckt, die Wundergeschwister könnten den deutschen Tennisboom nach dem Rücktritt der großen Drei nahtlos fortsetzen. Während Sabine sich früh vom Profitraum verabschiedete, führte der Weg von Tommy tatsächlich bis auf Platz zwei der Weltrangliste (2002). Insgesamt gewann er fünfzehn Einzeltitel bei ATP-Turnieren.

Dass er dennoch nicht ein Liebling der Massen wurde, lag nicht nur am fehlenden Wimbledon-Sieg, sondern am glatten Image des Sonnyboys, dem in den Anfangsjahren der Makel des Kunstproduktes anhaftete. Im Laufe der Jahre hat Haas an Profil gewonnen.

So, als er 2012 aus kleinkarierten Gründen nicht für die Olympischen Spiele nominiert wurde und sich mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) anlegte. Wenige Monate später wurde er beim Turnier in Hamburg trotz Finalniederlage frenetisch gefeiert.

Was ihn einzigartig macht, ist seine Fähigkeit zum Comeback. Schon nach seiner ersten Schulteroperation avancierte er 2004 zum Spieler, der nach der längsten Verletzungspause (467 Tage) jemals wieder ins Herrentennis zurückkam.

Es folgten unzählige weitere Verletzungen, Pausen und Comebacks. Nach seinem vorletzten 2011 kletterte er trotz über einjähriger Pause wieder auf Platz 13 der Weltrangliste.

Sein letztes hat er gerade nach wiederum einjähriger Pause wegen Schulterproblemen beim ATP Turnier in Stuttgart gefeiert. Dort unterlag er im Achtelfinale. Doch fürs Siegen wird Haas sowieso nicht geliebt, sondern fürs Aufstehen. Aus dem Sonnyboy ist einer der größten Kämpfer im deutschen Sport geworden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.