Tote Kriegsreporter: "Ich habe es ihnen gesagt"

Pulitzer-ausgezeichnet und Oscar-nominiert: Die beiden in Libyen getöteten Fotografen waren international bekannt. Chris Hondros und Tim Hetherington arbeiteten, wo andere starben.

Mittendrin: Tim Hetherington Ende März in Bengasi. Bild: reuters

MISRATA dapd | Bei Gefechten in der umkämpften libyschen Stadt Misrata sind am Mittwoch zwei preisgekrönte Kriegsfotografen ums Leben gekommen. Der in Großbritannien geborene Fotograf Tim Hetherington und sein US-Kollege Chris Hondros hatten Rebellen bei den Kämpfen gegen die Truppen von Machthaber Muammar al Gaddafi begleitet, als sie nach Auskunft von Hetheringtons Familie von einer Mörsergranate getroffen wurden. Zwei weitere Fotografen wurden verletzt.

Viele Einzelheiten des Zwischenfalls waren weiterhin unklar. Die Washington Post berichtete, die Fotografen hätten die Rebellen in die Tripolis-Straße im Zentrum von Misrata begleitet – ein Schauplatz besonders heftiger Kämpfe. Nachdem Hetherington und der Fotograf Guy Martin in einem Krankenwagen in ein Lazarett gebracht worden seien, habe ein amerikanischer Fotograf mit blutverschmierter Kugelschutzweste die Fahrer beschworen zurückzukehren, um weitere Verletzte zu holen.

Hetheringtons Beine hätten heftig geblutet und er sei 15 Minuten nach der Einlieferung ins Lazarett gestorben, berichtete die US-Zeitung. Hondros erlag demnach schweren, durch ein Schrapnell verursachten Kopfverletzungen. Martin, ein britischer Fotograf der Panos Foto-Agentur, und Michael Christopher Brown wurden nach Auskunft von Ärzten ebenfalls mit Schrapnellverletzungen behandelt.

"Ich habe ihnen gesagt, sie sollen sich nicht in Gruppen zusammenstellen", sagte einer der Rebellen vor dem Lazarett. "Sie schießen auf Gruppen, ich habe es ihnen gesagt."

"Keine Nato in Sicht"

Der geborene Brite Hetherington war 2010 für seinen Dokumentarfilm "Restrepo" über US-Soldaten in einem Außenposten in Afghanistan für einen Oscar nominiert worden. Noch am Dienstag schreib der 40-Jährige auf Twitter: "In der belagerten libyschen Stadt Misrata. Willkürlicher Artilleriebeschuss durch Gaddafi-Truppen. Keine Nato in Sicht." Er arbeitete für das Magazin Vanity Fair. Für seine Fotos von US-Soldaten im Korengal-Valley in Afghanistan gewann er den "World Press Photo of the Year"-Preis.

Der 41-jährige Hondros berichtete seit den späten 90er Jahren aus verschiedenen Konfliktregionen, darunter aus dem Kosovo, Irak und Afghanistan. Seine Fotos erschienen in renommierten Magazinen und Zeitungen auf der ganzen Welt. Ihm wurden unter anderem der "World Press Photo"-Preis und die "Robert Capa Gold Medal" verliehen, die höchste Auszeichnung für Kriegsfotografen.

Das Weiße Haus drückte sein Bedauern über den Tod der beiden in den USA arbeitenden Journalisten aus und rief Libyen dazu auf, Journalisten zu schützen. Die Arbeitgeber der beiden Fotografen würdigten gegenüber CNN deren Verdienste. Hetherington sei "für seinen Mut und seine Kameradschaft hoch respektiert" gewesen, hieß es von Vanity Fair, Hondros' Arbeitgeber Getty Images zeigte sich "sehr traurig" über das Ableben des Fotografen und versprach, die Familie und die Verlobte Hondros' zu unterstützen. Seit Beginn des Konflikts sind nunmehr vier Journalisten ums Leben gekommen.

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