Tränengas in Venezuela wird knapp: Krokodilstränen

Die Unterversorgung in Venezuela trifft auch die Repression. Statt Tränengasgranaten aus Brasilien gibt es womöglich welche aus China.

Ein Mann inmitten von Tränengaswolken

Tränengas wird in Venezuela sehr oft gegen Demonstranten eingesetzt Foto: ap

Die Unterversorgung der venezolanischen Gesellschaft schreitet stetig und zügig voran. Auch der Protest dagegen und die staatliche Repression gegen den Protest. Die Bilder von den gewalttätigen Auseinandersetzungen und den herumwabernden Tränengasschwaden gehen nahezu täglich durch den Blätterwald der Weltpresse.

Doch mit Letzterem könnte bald Schluss sein. Die Unterversorgung trifft auch die Repression. Gefüllte Tränengasgranaten werden zu einem knappen Gut.

Dass die inländische Produktion die rasant steigende Nachfrage der Sicherheitskräfte nicht würde decken können, war schon lange klar. Es ist kein Geheimnis, dass der reiche Ölstaat 90 Prozent der Bedürfnisse seiner Bevölkerung, seiner Wirtschaft und seiner Institutionen nur über Importe aus dem Ausland decken kann. So auch bei Tränengasgranaten made in Brazil. Weil aber die Dollar für die Bezahlung der Importe immer knapper werden, wandelt sich diese Abhängigkeit zur Achillesverse des Regimes in Caracas.

Aber Gefahr droht in diesem Fall nicht durch die Dollarknappheit. Jorge Millán, oppositioneller Abgeordneter der Nationalversammlung, stellte vergangenen Donnerstag einen Bestellzettel der Streitkräfte vom 24. April ins Netz, mit der sie 40.000 einfache und 37.870 Tränengasgranaten mit dreifacher Ladung bei der brasilianischen Firma Cóndor S/A Industria Química geordert hatten. In den sozialen Medien brach ein Shitstorm los.

Zwar zog die Herstellerfirma ihre Lieferzusage bisher nicht zurück, aber die als Transporteur der Granaten angeheuerte Fluggesellschaft verweigert sich. Kein Flugzeug Richtung Venezuela werde „damit beladen“, so Avianca Brasil.

Möglich ist, dass China einspringt. Nach Angaben von Rocío San Miguel, dem Vorsitzenden der venezolanischen Nichtregierungsorganisation Control Ciudadano, gibt die Regierung täglich 40.000 Dollar für den Einsatz von Tränengasgranaten made in China aus.

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