Trotz Chaos in Mainz: Bund besteht auf Dividende

Die Bahn soll immer höhere Gewinne an Bund überweisen. Unternehmenschef Grube fordert Urlaubsverschiebung, Gewerkschafter sind empört.

Fahren sie? Stehen sie? Auf jeden Fall sollen sie für den Besitzer, den Bund, hohe Gewinne abwerfen: Züge in Mainz. Bild: reuters

BERLIN taz | Die Bundesregierung ist nicht bereit, angesichts massiver Probleme der Bahn künftig auf eine Dividende von dem Unternehmen zu verzichten oder sie zu reduzieren. Die Forderung hatte zuletzt die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) erhoben.

Der Bund plant jedoch das Gegenteil: „Die Dividende soll weiter steigen“, sagte ein Sprecher von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) am Mittwoch. In den beiden letzten Jahren musste die Bahn jeweils 525 Millionen Euro an den Bund als Alleineigentümer abführen. Mit einem Teil dieses Geldes wird vom Verkehrsministerium wiederum der Schienenbau bezuschusst.

Die Bahn steht in der Kritik, seit sie in der vergangenen Woche wegen akuter Personalengpässe in einem Stellwerk den Zugverkehr am Bahnhof Mainz massiv eingeschränkt hat. Sabine Leidig, verkehrspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, sieht die Probleme als „Folgen des Privatisierungskurses“ bei der Bahn.

Seit der Bahnreform im Jahr 1994 sei die Zahl der Mitarbeiter im Schienenbereich mehr als halbiert worden, kritisierte Leidig. Stattdessen investiere das Unternehmen in die Expansion im ausländischen Logistikmarkt.

Grube ruft bei Mitarbeitern an

Um die akuten Probleme in Mainz abzumildern, hat Bahn-Chef Rüdiger Grube derweil persönlich bei mehreren Stellwerks-Mitarbeitern angerufen und sie um eine Verschiebung ihres Urlaubs gebeten. Das löste bei der Eisenbahner-Gewerkschaft EVG Empörung aus.

Es gebe Mitarbeiter im Mainzer Stellwerk, die seit Dezember „keine drei Tage am Stück“ frei gehabt hätten, erklärte Gewerkschaftschef Alexander Kirchner. Viele Mitarbeiter dort hätten Urlaube in der Vergangenheit verschoben oder abgebrochen. Dass sie nun vom obersten Chef unter Druck gesetzt würden, sei „ein Ding der Unmöglichkeit“.

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