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Trump in Tokio„Goldenes Zeitalter“ für gegenseitige Schmeicheleien

In Japan demonstriert US-Präsident Trump Nähe zur neuen Premierministerin Sanae Takaichi – und lässt vor dem Treffen mit Xi Jinping die Muskeln spielen.

Ließ nichts unversucht, um bei ihrem ersten persönlichen Treffen eine gute Beziehung zu Trump aufzubauen: Gastgeberin Takaichi Foto: Mark Schiefelbein/ap
Martin Fritz

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Martin Fritz aus Tokio

Für die Allianz von USA und Japan soll ein „neues goldenes Zeitalter“ anbrechen, das beide Länder „stärker und wohlhabender“ macht – eine entsprechende Erklärung unterzeichneten US-Präsident Donald Trump und Japans neue Premierministerin Sanae Takaichi am Dienstag in Tokio. Dort legte Trump nach Kuala Lumpur in Malaysia den zweiten Stopp seiner Asienreise ein, die ihn noch nach Südkorea führen wird.

Die beiden Politiker schlossen ein Abkommen über strategisch wichtige Rohstoffe. Zudem veröffentlichten beide Seiten eine Liste von Projekten in den Bereichen Energie, Künstliche Intelligenz und kritische Technologien. Japanische Unternehmen wollen zudem bis zu 400 Milliarden Dollar in den USA investieren.

Trump nutzte den Besuch des engsten US-Verbündeten in Ostasien, um vor seinem Treffen mit Chinas Präsident Xi Jinping in Südkorea Stärke zu demonstrieren. Zusammen mit Takaichi flog er zum atomgetriebenen Flugzeugträger USS George Washington im Hafen von Yokosuka.

Takaichi forderte vor US-Marinesoldaten einen „freien und offenen“ Indopazifik. Trump erklärte: „Niemand hat unsere Waffen, und schon sehr bald wird unser Land noch stärker und mächtiger sein als je zuvor“. Zum Abschluss tanzte er noch zum Song „YMCA“.

Trump bekommt Golfschläger des ermordeten Abe

Gastgeberin Takaichi ließ nichts unversucht, um bei ihrem ersten persönlichen Treffen eine gute Beziehung zu Trump aufzubauen. Dabei spielte die 64-Jährige mehrmals die Abe-Trumpfkarte aus: Der frühere, später ermordete Premier Shinzo Abe war mit Trump während dessen erster Amtszeit eng befreundet, Trump hält sein Andenken bis heute in hohen Ehren.

Der Nationalist Abe war der Mentor von Takaichi, sie sieht sich als seine politische Erbin. Bei ihrem ersten Treffen schenkte sie Trump den Golf-Putter von Abe – die beiden Politiker hatten mehrmals gemeinsam Golf gespielt. Offensichtlich wollte Takaichi das gute Gefühl von Trump für Abe auf sich übertragen.

Andere kleine Gesten sollten zeigten, dass Japan die Signale aus dem Weißen Haus gehört hat. Beim Mittagessen wurden Trump und Takaichi amerikanischer Risotto-Reis und ein Steak aus amerikanischem Rindfleisch serviert. Es sollte ein Symbol dafür sein, dass Japan mehr US-Agrarwaren importieren will. Das hatte Trump insbesondere für Reis und Rindfleisch verlangt. Außerdem will Japan eine Flotte von US-Pickup-Trucks kaufen.

Auch sonst streichelte die japanische Seite das Ego des Präsidenten, wo immer es ging. So würdigte Takaichi Trumps Rolle bei der Sicherung von Waffenstillständen zwischen Kambodscha und Thailand sowie zwischen Israel und der Hamas. Dies seien „beispiellose“ Leistungen gewesen. Auch Takaichi wird laut dem Weißen Haus Trump für den Friedensnobelpreis vorschlagen.

Aufrüstung und Abkommen zu strategischen Rohstoffen

Schon im Vorfeld hatte die konservative Politikerin gut Wetter bei Trump gemacht. Am Freitag kündigte sie im Parlament an, dass Japan bereits im bis März laufenden Haushaltsjahr die Verteidigungsausgaben auf 2 Prozent der Wirtschaftsleistung erhöhen wird. Bisher wollte Japan dieses Ziel erst 2027 erreichen.

Prompt lobte Trump Japan dafür, seine militärischen Kapazitäten „ganz erheblich“ zu erhöhen. Die USA hätten schon japanische Bestellungen „für eine sehr große Menge neuer militärischer Ausrüstung erhalten“. Die Auslieferung der von Tokio lange erwarteten US-Raketen für F-35-Kampfjets werde noch in dieser Woche beginnen. Zugleich versicherte er Japan den vollen Beistand der USA: „Wir sind ein Verbündeter auf höchster Ebene.“ Er habe Japan schon immer sehr geliebt und respektiert. Mehrmals lobte er Takaichi dafür, dass sie die erste Premierministerin Japans geworden sei.

Neben den vielen gegenseitigen Schmeicheleien unterzeichneten Trump und Takaichi noch ein Kooperationsabkommen für strategisch wichtige Rohstoffe. Die beiden Länder wollen „gemeinsam Projekte von Interesse“ identifizieren, um „Lücken“ in den Lieferketten für kritische Mineralien und seltene Erden zu schließen.

Auch den privaten Sektor will man dafür mobilisieren, die eigene Abhängigkeit von China bei diesen Rohstoffen zu verringern. Sie werden für die Herstellung von Elektronik, Halbleitern, Batterien, Windturbinen und Waffen gebraucht. Beim ersten Stopp seiner Asienreise hatte Trump in Kuala Lumpur ähnliche Abkommen mit Malaysia, Kambodscha, Vietnam und Thailand geschlossen.

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3 Kommentare

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  • Frau Takaichi hat ihre Sache wohl gut gemacht - nur 15% Zölle auf japanische Waren in die USA.

  • "Der frühere, spätere ermordete Premier Shinzo Abe war mit Trump während dessen erster Amtszeit eng befreundet, Trump hält sein Andenken bis heute in hohen Ehren.



    Der Nationalist Abe war der Mentor von Takaichi, sie sieht sich als seine politische Erbin."



    Hat der "Very Stable Genius" zur Begrüßung im auf seine besondere Etikette bedachten Land der aufgehenden Sonne wieder seine Schokoladenseite beim utimativ vereinnahmenden Händedruck gezeigt?



    Es gibt im Netz ein legendäres Video, das viral ging.



    "US-Präsident Donald Trump und Japans Ministerpräsident Shinzo Abe betonten beide die "tiefe Freundschaft", die ihre Länder verbindet. Als ob Trump diesen Worten Nachdruck verleihen wollte, packte er etwas kräftiger zu. Das Video wurde mit mehr als 1,8 Millionen Abrufe zum viralen Hit."



    Quelle stern.de



    Ganze 19 Sekunden mit sehr hohem Unterhaltungswert.🫱🏼🫲🏼

    • @Martin Rees:

      Den japanischen Kaiser hat er auch angepackt, als wäre er ein alter Kumpel. Völlig daneben!