Tschads Intervention in Mali: Ganz anderes Kaliber

Das autoritäre Regime von Präsident Déby leistet sich seinen eigenen Mali-Einsatz. Damit stärkt er seine Rolle als Frankreichs Ordnungsmacht in der Region.

Soldaten aus dem Tschad auf dem Weg nach Mali (Pressebild der französischen Armee). Bild: dpa

BERLIN taz | Der französische Vorstoß auf die Stadt Gao in Malis Islamistengebiet eröffnet eine zweite Front im malischen Krieg. Nicht nur aus dem Süden des Landes kommen jetzt internationale Truppen zum Einsatz gegen die Dschihadisten, sondern auch vom Osten her: aus dem Nachbarland Niger, von wo aus Gao nur 200 Kilometer entfernt liegt.

Dabei geht es nicht so sehr um Niger – 500 nigrische Soldaten sind als Teil der westafrikanischen Mali-Truppe geplant, deren vorgesehene Stärke ein Regionalgipfel am Samstag von 3.500 auf 7.700 aufstockte. Es geht vielmehr um Tschad.

2.000 Soldaten aus Nigers östlichem Nachbarn sollen in Mali zum Einsatz kommen, 600 davon sind bereits in Niger. Gemeinsam mit ihren nigrischen Kollegen sollen sie dieser Tage von Nigers Hauptstadt Niamey nach Gao geflogen werden und die Stadt „sichern“, während die Franzosen weiterziehen.

Tschad ist der engste Partner Frankreichs in der Sahelzone. Ein ständiges französisches Militärkontingent steht im Tschad. Von dort stiegen vor zwei Wochen die ersten französischen Kampfjets auf, die Islamisten in Mali bombardierten.

Im Wüstenkampf erfahrene Truppen

Tschad ist die Führungsnation des regionalen Militäreinsatzes in der Zentralafrikanischen Republik und sorgte dort zu Weihnachten 2012 mit mehr oder weniger offensichtlicher französischer Unterstützung dafür, dass Rebellen nicht in die Hauptstadt Bangui einmarschierten und Präsident François Bozizé stürzten. Der frühere Kommandeur der tschadischen Friedenstruppen in der Zentralafrikanischen Republik, General Oumar Bikimo, koordiniert jetzt Tschads Mali-Einsatz.

Tschads Intervention in Mali ist von einem ganz anderen Kaliber als die Westafrikas. Es handelt sich um „im Wüstenkampf extrem erfahrene Truppen“, sagt gegenüber AFP der französische Sicherheitsxperte Philippe Hugon. Mit Kolonnen von Panzern rückten erst am 17. Januar 200 tschadische Soldaten, dann eine Woche später 400 weitere in Niger ein. Manche kamen auf dem Luftweg, andere fuhren über 1.000 Kilometer bis nach Niamey und veranstalteten eine Militärparade.

Am 24. Januar feierte Tschads Präsident Déby selbst in Niamey seine Soldaten. Er zog dazu seine Generalsuniform an, was er als ziviler Präsident in der Heimat vermeidet. 1990 ergriff Déby als Rebellenführer die Macht im Tschad – jetzt ist er Frankreichs Ordnungshüter im Sahel.

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