Tschüss Bolzplatz: Stadionneubau am Wohngebiet

Altona 93 gibt die „Adolf Jäger-Kampfbahn“ endgültig auf und baut an der Memellandallee neu – wenn Mitglieder und neue Nachbarn das zulassen.

Die Kampfbahn war im Winter immer so schön verschneit. Bild: wikimedia

HAMBURG taz | Es könnte eine tränenreiche Trennung werden. Läuft alles glatt, wird auf der 1909 eingeweihten Adolf-Jäger-Kampfbahn, einem der ältesten Fußballstadien Deutschland, der Fünftligist Altona 93 im Mai 2016 sein letztes Heimspiel austragen. Rasen und Tribünen an der Griegstraße werden dann dem Wohnungsbau weichen. Altona 93 wird derweil in ein neues, noch zu erbauendes Stadion an der Memellandallee, direkt am Altonaer Paketpostamt, umziehen, das der Verein bis dahin noch aus dem Boden stampfen muss.

Die groben Planungen für das neue Projekt stellte am Dienstag Altonas Bezirksamtschefin Liane Melzer gemeinsam mit den Verantwortlichen von Altona 93 wie auch von Union 03 vor, dass das zukünftige Stadiongelände an der Memellandstraße bislang nutzt. Aus Sicht des Bezirks ist diese Planung des Bezirks alternativlos: „Es ist die einzige Fläche die in Altona für den Umzug in Frage kommt“.

Die Pläne begründen aus Sicht der Beteiligten eine Win-Win-Win-Situation. Altona 93, das die 8.000 Zuschauer fassende, aber recht marode „Kampfbahn“ bereits 2007 für 11,25 Millionen Euro an den Altonaer Spar- und Bauverein und Behrendt Wohnungsbau verkaufte, erhält eine neue Heimat. Dies ist Voraussetzung für das Inkrafttreten des Kaufvertrages. Aus den Verkaufserlösen will der Club das neue Stadion finanzieren. Das Baugelände wird ihm von der Stadt wohl langfristig in Erbbaupacht übertragen werden.

Union 03 verliert zwar eine große Spielfläche, erhält dafür aber von der Stadt einen Kunstrasen für mehrere angrenzende Spielfelder spendiert, die einen intensiveren Trainings- und Spielbetrieb ermöglichen, als Naturrasen es zulässt. „Das versetzt uns endlich in die Lage eine Jugendabteilung aufzubauen und so zu wachsen“, freut sich Union-Präsident Jurica Perkovic.

Die Adolf-Jäger-Kampfbahn wurde im Jahr 1909 errichtet. Sie zählt damit zu Deutschlands ältesten Stadien.

Altona 93 kaufte den zuvor angepachteten im Jahr 1921. Er baute ihn zum damals fassungsreichsten Stadion Norddeutschlands aus.

Am 30. Oktober 1921 fand das erste Spiel vor 16.000 Zuschauern statt - gegen den HSV.

Seit 1944 trägt das Stadion des Nationalspielers Adolf Jäger, welcher von 1907 bis 1927 für Altona 93 spielte

Am 8. März 1953 kamen 27.000 Zuschauer zu einer Partie gegen den HSV in die Kampfbahn.

In der Saison 2008/2009 spielte die erste Mannschaft im Stadion Hoheluft - die Kampfbahn erfüllte die Regionalliga-Kriterien nicht

Der Bezirk Altona widerum bekommt durch die Aufgabe der Adolf Jäger-Kampfbahn Baufläche für 200 Wohnungen und sichert sich gleichzeitig eine öffentliche Mitnutzung der neuen Kunstrasenplätze. Sie sollen vor allem durch die zukünftigen BewohnerInnen der benachbarten Neuen Mitte Altona genutzt werden, die bislang kaum Sportflächen aufweist. Die Altonaer SPD aber auch die oppositionelle Bezirks-CDU haben bereits grünes Licht signalisiert.

In den Fanforen des Vereins löst die neueste Entwicklung derweil geteiltes Echo aus. Dabei beklagen die meisten der sich äußernden Fans den Abschied von der „wunderschönen und traditionsreichen Adolf-Jäger-Kampfbahn“ und vermissen die fehlende sportlich-finanzielle Perspektive, die das für nur knapp 3.000 Zuschauer geplante neue Stadion bietet. Hier liegt die größte Hürde: Drei Viertel der bei der außerordentlichen Jahreshauptversammlung anwesenden Mitglieder müssen dem Umzug zustimmen. 600 Menschen gehören dem Verein an. Kommt die Mehrheit nicht zustande, ist der Plan gescheitert.

Proteste könnte es auch von den Nachbarn auf der anderen Seite der Memellandallee geben: Lang galt ein Stadionbetrieb in dem Wohngebiet als unzumutbar, bis ein vom Bezirk in Auftrag gegebenes Lärmschutzgutachten zu den gewünschten Ergebnissen kam. Dass diese in der Zukunft gerichtlich überprüft werden wird, gilt als wahrscheinlich.

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