Twitter führt nationale Filter ein: Zwitschern wird zur Ländersache

Mit einem neuen Filter will Twitter einzelne Tweets in bestimmten Ländern sperren – anderswo bleiben sie abrufbar. Offenbar will Twitter die Präsenz in zensurfreudigen Ländern aufbauen.

Sollen unliebsame Stimmen stummgeschaltet werden? Bild: reuters

BERLIN dpa | Der Online-Kurznachrichtendienst Twitter will künftig Inhalte in bestimmten Ländern mit entsprechenden Filtern blockieren und hat damit eine Debatte um "Zensur" losgetreten. Bislang sei es nur möglich gewesen, einzelne Tweets komplett zu löschen, so dass sie weltweit nicht mehr zur Verfügung stehen, teilte Twitter in einem Blogeintrag mit.

Nun könnten einzelne Nachrichten jeweils nur in einem bestimmten Land blockiert werden, weltweit aber verfügbar bleiben. So wolle der Dienst gesetzlichen Regeln in den jeweiligen Ländern entsprechen. Als Beispiel führt Twitter etwa Deutschland und Frankreich an, wo anders als in vielen anderen Ländern "Pro-Nazi"-Inhalte verboten seien.

Nahezu jedes Land halte die Meinungsfreiheit als schützenswertes Gut sehr hoch, argumentiert der Kurznachrichtendienst. Mit dem internationalen Wachstum sei Twitter inzwischen aber in Ländern verfügbar, die auch ganz verschiedene Vorstellungen von Meinungsfreiheit hätten.

Sollte ein Tweet künftig geblockt werden, sei er aber in anderen Ländern weiterhin verfügbar. Der Nachrichtenschreiber werde zudem darüber informiert. Bislang seien aber noch keine Tweets zurückgehalten worden.

Twitter hatte zuletzt mit seinen rund hundert Millionen Nutzern eine bedeutende Rolle in den arabischen Demokratiebewegungen gespielt und den Menschen zum Teil als einziger Kommunikationsweg vor allem auch ins Ausland gedient.

Viele Nutzer äußerten sich auf Twitter inzwischen enttäuscht über die Ankündigung und sprachen von Zensur. Twitter dürfte es mit den nationalen Filtern aber auch darum gehen, seine Präsenz in Ländern wie China aufzubauen.

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