UN-Bericht zu Jugendarbeitslosigkeit: Generation ohne Arbeit

Krisen-Zeiten: Die Jugendarbeitslosigkeit ist auf Rekordhoch, besonders in Industrie- und Schwellenländern. Deutschland hat Glück gehabt und liegt unterhalb des EU-Durchschnitts.

Jugendarbeitslosigkeit in Ostdeutschland: Infobrett auf der Aus- und Weiterbildungsmesse "Chance 2010" in Halle/Saale. Bild: dpa

Die weltweite Jugendarbeitslosigkeit ist im Zuge der Wirtschaftskrise auf ein Rekordniveau angestiegen. Laut eines Berichts der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), einer UN-Sonderorganisation, hat die Arbeitslosigkeit junger Menschen zwischen 15 und 24 Jahren den höchsten bislang gemessenen Stand erreicht. Die Autoren des Berichts warnen, es drohe eine "verlorene Generation junger Menschen", die jede Hoffnung auf eine auskömmliche Arbeit aufgebe.

Ende 2009 waren von 620 Millionen erwerbsfähigen Jugendlichen weltweit etwa 81 Millionen arbeitslos und damit 7,8 Millionen mehr als zwei Jahre zuvor. Somit stieg die Arbeitslosenrate innerhalb von zwei Jahren von 11,9 auf 13 Prozent. Als arbeitslos wurden von der ILO alle definiert, die nicht mindestens eine Stunde pro Woche gearbeitet haben und die aktiv Arbeit suchen und für sie verfügbar sind. Wer also an einer Weiterbildungsmaßnahme teilnimmt, wird nicht gezählt.

Während die Jugendarbeitslosigkeit in den Industrieländern mit 17,7 Prozent weit über dem internationalen Durchschnitt liegt, waren in Deutschland nur 8,8 Prozent arbeitslos. Nicht gezählt werden hier etwa Jugendliche, die sich in Fördermaßnahmen befinden, die von der Bundesagentur für Arbeit bezahlt werden. Aktuell sind dies nach Angaben einer Sprecherin etwa 225.000 Jugendliche. Die UN-Experten führen die - verglichen mit dem europäischen Umfeld - niedrigen Arbeitslosenzahlen bei Jugendlichen auf das duale Ausbildungssystem zurück. Auf taz-Anfrage sagte UN-Ökonom Steven Kapsos, die deutsche Regierung habe vergleichsweise gut auf die Wirtschaftskrise reagiert, mit Weiterbildungs- und Kurzarbeiterprogrammen. "Das hat Deutschland sicherlich geholfen, einen Anstieg bei der Arbeitslosigkeit zu vermeiden."

Von Jugendarbeitslosigkeit besonders betroffen sind einige Schwellenländer, vor allem in Nordafrika und im Nahen Osten mit Raten von über 23 Prozent. Dort ist die zunehmende Arbeitslosigkeit die stärkste Auswirkung der Wirtschafts- und Finanzkrise. In den Entwicklungsländern, in denen 90 Prozent aller Jugendlichen leben, besteht dagegen eher die Gefahr der Unterbeschäftigung und Armut. Für diejenigen, die noch eine feste Arbeit haben, sinken die Arbeitszeiten und die Löhne. 28 Prozent der Jugendlichen weltweit müssen, obwohl sie arbeiten, mit weniger als 1 Euro pro Tag auskommen, sie gelten als die "working poor". Gleichzeitig nehme die ungeschützte Beschäftigung im informellen Sektor zu.

Die UN-Experten gehen davon aus, dass die Arbeitslosenquote unter den Jugendlichen bis Ende des Jahres sogar auf 13,1 Prozent ansteigen, 2011 aber geringfügig zurückgehen wird. Diese vom ILO berechneten Prognosen basieren auf den Wachstumsprognosen des Internationalen Währungsfonds.

Der Bericht zeigt Geschlechterunterschiede auf: Weltweit sind junge Frauen mit 13,7 Prozent häufiger arbeitslos als junge Männer mit 12,9 Prozent. In den Industriestaaten ist es umgekehrt: Ende 2009 waren hier 19,5 Prozent der jungen Männer arbeitslos, gegenüber 15,6 Prozent der jungen Frauen.

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