UN-Bericht zu Medikamenten: Psychopharmaka beliebt wie nie

Bei immer mehr Kindern wird ADHS diagnostiziert, häufig erhalten sie Medikamente. Doch auch junge Erwachsene greifen zu Ritalin – zur Leistungssteigerung.

In den USA hat – laut Diagnose – bereits jedes zehnte Kind ADHS. Bild: dpa

BERLIN/WIEN dpa | Für bessere Konzentration und Leistungsfähigkeit nehmen immer mehr junge Menschen Psychopharmaka. Weltweit sei der Gebrauch der Substanz Methylphenidat zwischen 2012 und 2013 um 66 Prozent gestiegen, geht aus einem Bericht des UN-Drogenkontrollrats (INCB) hervor. Methylphenidat wird zur Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) eingesetzt. Der weltweit starke Anstieg des Gebrauchs könne unter anderem auf einen Mangel an genauen Verschreibungsrichtlinien zurückzuführen sein, hieß es.

In den USA sei inzwischen bei elf Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen 4 und 17 Jahren ADHS diagnostiziert, teilte der INCB am Dienstag mit. Auch in Deutschland werde ADHS immer häufiger festgestellt: Die Zahl der Diagnosen bei den unter 19-Jährigen habe von 2006 bis 2011 um 42 Prozent zugenommen.

Insgesamt registrierte der Drogenkontrollrat einen weiteren Anstieg von psychoaktiven Substanzen. Binnen eines Jahres sei die Zahl dieser Stoffe von 348 auf 388 gestiegen. „Das Ausmaß des weltweiten Gebrauch dieser Stoffe veranschaulicht die Dynamik des Drogenproblems“, heißt es in dem Bericht.

Im Gegenzug allerdings hätten rund 5,5 Milliarden Menschen keinen oder nur eingeschränkten Zugang zu Medikamenten mit Betäubungsmitteln. Das bedeute, dass 75 Prozent der Weltbevölkerung bei Erkrankungen keine angemessenen Schmerztherapien bekommen könnten. Rund 92 Prozent des weltweit eingesetzten Morphiums werden demnach von nur 17 Prozent der Weltbevölkerung konsumiert, hauptsächlich in den USA, Kanada, Westeuropa, Australien und Neuseeland.

INCB überwacht die Einhaltung der Drogenkontrollabkommen der UN. Der Kontrollrat soll die Verwendung von Chemikalien zur illegalen Herstellung von Drogen verhindern, aber auch eine angemessene Versorgung für Medizin und Forschung ermöglichen.

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