US-Chiphersteller in der Krise: US-Regierung will Intel offenbar zu 10 Prozent übernehmen
Der einst weltgrößte Halbleiterproduzent schwächelt. Nun könnte der Staat einsteigen. Und der japanische Investor Softbank investiert Milliarden.

Erst einmal bekommt der Konzern aber noch eine Finanzspritze aus der Wirtschaft: Der japanische Technologie-Investor Softbank teilte am Dienstag mit, im Rahmen einer Kapitalerhöhung neue Intel-Aktien für insgesamt zwei Milliarden US-Dollar kaufen zu wollen. Mit dieser Transaktion wird Softbank zu einem der zehn größten Investoren bei Intel.
„Diese strategische Investition spiegelt unsere Überzeugung wider, dass die Produktion hochmoderner Halbleiter in den USA weiter zunehmen wird“, sagte Softbank-Chef Masayoshi Son. Intel werde dabei eine Schlüsselrolle spielen.
Der Hersteller hat den Trend zur Künstlichen Intelligenz (KI) verschlafen und keine konkurrenzfähigen Prozessoren für diese Technologie im Programm. Außerdem hinkt die Firma aus dem Silicon Valley bei den Fertigungsmethoden hochmoderner Chips dem weltgrößten Auftragsfertiger TSMC hinterher. Gleichzeitig verliert Intel Marktanteile bei klassischen Prozessoren an den Erzrivalen AMD. Geplante Projekte in Europa, darunter eine Chip-Fabrik in Magdeburg, hat der US-Konzern abgesagt.
Milliarden-Verluste in den vergangenen Quartalen
Intel hat in den vergangenen Quartalen Milliarden-Verluste aufgehäuft. Konzernchef Lip-Bu Tan will das ehemalige Vorzeigeunternehmen mit einem harten Sparkurs wieder flott machen. Der Manager steht jedoch wegen seiner geschäftlichen Verbindungen mit China unter Druck. US-Präsident Donald Trump hatte deswegen zeitweise seine sofortige Ablösung gefordert.
Die Investitionsentscheidung von Softbank habe nichts mit Trumps Forderung zu tun, betonte ein Insider am Dienstag. Die japanische Beteiligungsfirma strebe keinen Sitz im Intel-Verwaltungsrat an und verpflichte sich auch nicht zum Kauf von Prozessoren des Unternehmens.
Die in Frankfurt notierten Intel-Aktien stiegen als Reaktion auf den Softbank-Einstieg am Dienstag um 5,5 Prozent. „Die Investition hilft zwar, bringt für Intel aber nicht die Wende“, sagte Amir Anvarzadeh, Anlagestratege für Japan beim Vermögensberater Asymmetric Advisors. Für Son gehe es wohl eher darum, seine gute Beziehung zu Trump zu bewahren. Softbank-Papiere rutschten in Tokio um vier Prozent ab.
Der Intel-Deal ist der bislang letzte in einer Reihe milliardenschwerer US-Investitionen von Softbank. Die japanische Firma beteiligt sich unter anderem am ChatGPT-Entwickler OpenAI und am US-Projekt „Stargate“. In dessen Rahmen sollen für 500 Milliarden Dollar neue KI-Rechenzentren entstehen. Außerdem will Softbank gemeinsam mit dem weltgrößten Elektronik-Auftragsfertiger Foxconn in den USA Equipment für Rechenzentren produzieren.
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