US-Tropensturm "Irene": Rechte wollen Wetteramt Geld kürzen

Tropensturm "Irene" kostet mindestens 21 Menschen das Leben. Aber er liefert auch Argumente gegen den Plan der Republikaner, dem Wetteramt Gelder zu streichen.

Trotz der tödlichen Gewalt sieht "Irene" auf dem Satellitenbild hübsch aus. Bild: dpa

WASHINGTON taz | "Irene" hat an der US-Ostküste viel Staub aufgewirbelt. Der Wirbelsturm auf seinem Weg von North Carolina bis nach Kanada war zwar nicht so dramatisch wie befürchtet, doch die Bilanz ist ernst: Es gab mindestens 21 Tote, mehr als zwei Millionen Menschen mussten ihre Häuser verlassen, und rund sieben Millionen US-Bürger waren ohne Strom.

Es hätte noch schlimmer kommen können. Für Präsident Barack Obama erneut ein Beweis, wie sinnvoll das Frühwarnsystem der Nationalen Ozean- und Atmosphärenbehörde NOAA ist. Doch ausgerechnet diese Einrichtung wollen die Republikaner mit ihren Sparplänen lahmlegen. "Irene" nährt nun die Hoffnung, dass der politische Wind sich dreht.

"Es ist noch nicht vorbei", warnte Obama am Sonntagabend mit Blick auf das anhaltende Unwetter, das sich über die Neuenglandstaaten nach Kanada zog. Auf seinem Zug in den Norden hatte der Tropensturm Teile New Yorks völlig lahmgelegt. Aus Angst vor Überschwemmungen hatte Bürgermeister Michael Bloomberg in Teilen der Stadt den Strom abstellen lassen. Tausende Menschen mussten seinem Evakuierungsbefehl folgen. Busse und U-Bahnen fuhren nicht mehr.

Unterdessen starb rund 50 Kilometer nördlich von Manhattan ein Mann durch eine herabstürzende Stromleitung, als er im Staat New York ein Kind aus einer überfluteten Straße retten wollte. In Maryland musste ein Atomreaktor abgeschaltet werden, weil er durch herumwirbelnde Metallteile beschädigt worden war. Andere AKWs wurden vorsorglich abgeschaltet oder gedrosselt. Die Schäden durch das Unwetter liegen Experten zufolge zwischen 7 und 20 Milliarden Dollar (4,8 und 13,8 Milliarden Euro). Werde der zweitägige Produktionsstopp vieler Fabriken mit eingerechnet, könnten die Schäden bis zu 45 Milliarden Dollar betragen.

Kapitel "Irene" noch nicht abgeschlossen

Die größte Sorge, so Obama, bereiteten ihm die Überflutungen in vielen Bundesstaaten. Etwa im Neuenglandstaat Vermont. "Ganze Häuser werden hier von den Fluten weggerissen", sagte ein Bewohner der Ortschaft Brattleboro. "Ich betone, dass wir die Auswirkungen des Sturms noch für einige Zeit spüren werden", warnte Obama. Das Kapitel "Irene" sei noch lange nicht abgeschlossen.

Demonstrativ lobte der Präsident das Krisenmanagement der Bundesbehörden. "Das war eine beispielhafte Demonstration von guter Regierungsführung auf allen Ebenen", sagte Obama und hob die Wissenschaftler hervor, die rechtzeitig vor dem Hurrikan gewarnt haben. Es klang wie ein Seitenhieb an die Republikaner.

Im Zuge ihrer im vergangenen Monat verabschiedeten Sparpläne haben die Konservativen nämlich gerade die NOAA im Visier, jene Behörde, die im vergangenen Jahr eine wichtige Rolle beim Aufspüren der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko gespielt hat. Die Einrichtung auch, die in diesem Jahr mit Naturkrisen jeglicher Art alle Hände voll zu tun hatte: angefangen von der Tornadowelle im Mittleren Westen über die Mississippi-Flut und die Hitzewelle bis hin zur Frühwarnung vor Hurrikan "Irene".

Doch die konservativen Abgeordneten sehen in der Behörde, zu der auch der Nationale Wetterdienst gehört, eine Geldverschwendung. Nach ihren Plänen soll die NOAA künftig 30 Prozent weniger Geld bekommen als bisher. Die Behörde hat vor gravierenden Konsequenzen gewarnt. So könnte die NOAA ihr Frühwarnsystem nicht mehr aufrechterhalten, das es bislang möglich macht, nahende Hurrikane bereits fünf bis zehn Tage im Voraus zu verfolgen. Die geplante Kürzung von 1,2 Milliarden Dollar hätte unter anderem zur Folge, dass veraltete Satelliten im Hurrikan-Warnsystem in den nächsten fünf Jahren nicht mehr lückenlos ersetzt werden könnten.

"Ob das Loch noch länger klafft, hängt dann davon ab, ob wir das Geld für den nächsten Haushalt wieder bekommen", erklärt NOAA-Chefin Jane Lubchenko. Auch Barry Hirshorn vom Nationalen Wetterdienst, der unter anderem für Frühalarme bei Tsunami-Wellen zuständig ist, warnt, die geplante Kürzung werde bedrohliche Auswirkungen haben. "Menschen könnten deswegen sterben. Es könnte ernst werden."

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